Eine Schule erfindet sich neu

| Mo, 23. Mär. 2020
Andreas Hachen, Hauptschulleiter der Schule untere Emme, bringt der Stress nicht aus der Ruhe.

UTZENSTORF/REGION: Das Beispiel der Schule untere Emme zeigt, wie Schulen mit der neuen Situation umgehen. zvg

Niemand hätte sich die jetzige Situation vor ein paar Wochen auch nur annähernd vorstellen können. Die Hiobsbotschaften aus China erweckten kaum grosses Interesse. Belustigende Videos über das Corona-Thema zirkulierten auf Laptops und Smartphones. Und nun ist fertig lustig. Die Gefahr einer sich unkontrolliert ausbreitenden Pandemie hat uns erreicht. Nun sind umsichtiges Handeln und kühler Verstand angebracht. Ein überzeugendes Beispiel, wie ein schon vorgängig gut eingespieltes Team eine absolut schwierige Situation bewältigen kann, ist die Schule untere Emme.
Andreas Hachen, Hauptschulleiter der Schule untere Emme, und Cécile Schneider, Lehrerin der 6. Klasse in Utzenstorf, wirken immer noch erstaunlich frisch und humorvoll beim Erläutern der Startphase des angepassten Schulbetriebs in Zeiten der Corona-Krise. Hier folgt ein Protokoll der vergangenen Tage: Freitag, 13. März 2020: Der Bundesrat verbietet vorläufig den Unterricht an den Schulen. Sofort wird eine Krisensitzung der Schulleitung einberufen. Eine wichtige Entscheidung für das Krisenkonzept ist die Festlegung auf eine einzige Kommunikationsperson. Von nun an informiert Andreas Hachen nach aussen, immer in Absprache mit dem Schulleiterteam. Dies bewährt sich und beruhigt die aussergewöhnliche Situation. Im Rundschreiben an die Eltern wird nach benötigter Hilfestellung zur Betreuung der Schüler/innen gefragt. Siebzehn Gesuche sind eingetroffen und schon am Sonntagmittag wird die Sicherstellung der Betreuung bekannt gegeben. Eine Person der Schulleitung, Annekäthi Schwab, wird allein für die Organisation dieser Hilfeleistung eingesetzt. Es werden nun Kleinstgruppen aus maximal vier Kindern gebildet, welche nie miteinander in Kontakt kommen. Die gesamte Schulanlage, die Tagesschule und das alte Schulhaus können für die einzelnen Gruppen beansprucht werden. Bis zur Ferienzeit ist die Unterbringung der betreuten Schüler/innen sicher gewährleistet, die Betreuung während der Ferienzeit wird momentan vorbereitet.
Ein spezielles Problem zeigt sich bei der Kontrolle der E-Mail-Adressen von Eltern und Schülern/-innen. Etliche sind nicht mehr gültig oder fehlerhaft. Diesen Umstand zu korrigieren ist eine zeitaufwendige Arbeit.
Der wichtigste Kommunikationskanal für Informationen ist die Homepage www.sue.ch. Auf dieser Website wird praktisch jeden Tag eine aktuelle Meldung der Schulleitung aufgeschaltet. Keine politischen Themen, sondern ausschliesslich klassenspezifische Informationen. Der Informationsweg von den Klassenlehrern/-innen zu den Eltern wird genau definiert.
Die Schulkommission bietet – falls nötig – sofort Hilfe an und wird permanent über den operativen Verlauf orientiert. Andreas Hachen und das Schulleiterteam sind nun praktisch durchgehend am Telefonieren oder am E-Mails und SMS Verschicken. Eine absolut neue Erfahrung! Erfreulich sind nun die ersten positiven Rückmeldungen der Eltern.
Ein Glücksfall ist die vor zwei Jahren erneuerte IT-Infrastruktur. Bis jetzt wurde diese noch nicht vollumfänglich genutzt. Dieser Sonderfall zeigt nun das grosse Potenzial des Systems für Schüler/innen und Lehrer/innen und erfordert auf beiden Seiten ein rasches Umdenken. Die Oberstufenklassen wurden schon vorgängig mit Laptops ausgerüstet, die von den Jugendlichen nach Hause genommen werden können. Das erweist sich jetzt als Vorteil.
Cécile Schneider und ihre Kollegin Therese Malsy, beide Lehrerinnen der 6. Klasse, haben schon letztes Jahr für die 5. Klasse die App «Microsoft Teams»  aufgeschaltet. Chatten, Dateien verschicken, Links hinterlegen und Video-
telefonie sind einige der vielen Möglichkeiten des Programms. Der Zugang zu den Tools über das Internet ist nun für jede/n Schüler/in zu Hause gewährleistet.
«OneNote for Education» ist eine weitere Applikation, die man auf ein Tablet oder ein Smartphone laden kann. Bei diesen digitalen Ordnern haben die Lehrer/innen sowohl eine Gesamtübersicht als auch einen Überblick über jeden einzelnen Ordner der Schüler/innen. Die Jugendlichen dagegen haben nur Einblick in ihren eigenen Ordner. Die Arbeitsblätter werden digitalisiert, in die Ordner geladen und können zu Hause direkt bearbeitet werden. Die Lehrer/innen können die Aktion verfolgen und direkt eine Rückmeldung geben. Die Arbeitsblätter müssen nicht ausgedruckt werden, es wird also kein Papier benötigt. Es besteht sogar die Möglichkeit, sich beim Arbeiten vom Internet abzumelden, und beim späteren Einstieg ins Netz wird das System synchronisiert. Wichtig bei einem eventuellen Netzunterbruch! Cécile Schneider hat mit dem System gute Erfahrungen gemacht. Praktisch alle Schüler/innen konnten die Tools installieren und bearbeiten nun fleissig ihre Hausaufgaben. Aufgebaut ist das Ganze wie ein Notizbuch, in das fortlaufend reingeschrieben werden kann. Die Lehrperson kann direkt Korrekturen vornehmen, welche für die Schüler/innen sichtbar sind. Alle Eltern werden laufend informiert, wenn Neuigkeiten anstehen.
Für die Lehrerschaft hat sich der Arbeitsbereich verschoben, vom Unterricht im Klassenzimmer hin zum Computerbildschirm. Eine völlig andere Art von Präsenz! Es ist ein laufender Prozess und man kann gespannt sein, wie eine moderne Schule nach der «Corona-Zeit» funktioniert. Bestimmt anders!

Henry Oehrli

www.sue.ch

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