Kreative Ideen für den Fernunterricht der Kindergärteler

  30.04.2020 Aktuell, Oberburg, Bildung / Schule, Gesellschaft, Jugend

Anfangs «het’s gfägt», gesteht Sosin. Die Erstklässlerin (7½-jährig) hat ihre eigenen Hausaufgaben bereits gewissenhaft erledigt. Nun unterstützt sie ihre Schwester Yaren bei den Aufgaben, welche die Kindergärtlerin (5¾-jährig) im zweiten Kindergartenjahr erfüllen muss: sieben Blätter zum Zeichnen, Basteln, Ausfärben. Die Ideen zu den Aufgaben, welche die Oberburger Kindergärtnerinnen zusammengestellt haben, sind überaus kreativ und vielfältig.

«Gspürige» Lehrkräfte
So müssen die Kinder  beispielsweise täglich das Wetter aufzeichnen mit Wolken- oder Sonnensymbolen, Schreibübungen machen, Tulpen falten für eine Blumenwiese am Fenster, aus einem gelben Blatt die Sonne ausschneiden, selber Orangensaft zubereiten und dazu die Bildergeschichte vom Orangen-Auspressen ausschneiden und in logischer Reihenfolge aufkleben. Nicht fehlen darf ein Zahlenblatt mit Bildern zum Ausmalen, und täglich muss mit einfachen Gesichtern gezeichnet werden: «Wie geht es mir heute?»

Jede Woche neue Aufgaben
Am Montag ist jeweils Bring- und Abholtag. Dann müssen die Mäppli mit den ausgefüllten Blättern der Vorwoche abgeliefert und die Aufgaben für die neue Woche mitgenommen werden.
Die  Pädagoginnen erhalten aus den abgelieferten Übungsblättern Hinweise zum Entwicklungsstand der Kinder beim Schneiden, Kleben, Ausmalen und in der Arbeitsorganisation sowie beim logischen Denken und Verständnis von linearen Abläufen. Die Lehrpersonen freuen sich sehr über die von den Eltern zugesandten Fotos von fertigen Resultaten – vor allem von den gebastelten Tulpenfenstern. Die Kunstwerke können bei einem Spaziergang durch das Dorf Oberburg bestaunt werden.

Distanz und Nähe
Die Corona-Krise bringt für alle Familien grosse Herausforderungen mit, ganz besonders aber für jene, in denen die deutsche Sprache noch Fremdsprache ist. Wie bei Yaren und Sosin. Da ist eine Nachbarin im Haus direkt ein Glücksfall. Die vorgeschriebene räumliche Distanz führt sogar zu mehr Nähe als früher. Aufgabentexte werden übersetzt, Selbstständigkeit wird gefördert und so ein wenig Lernspass in den Fernunterricht eingebracht. Dennoch fehlt den Kindern der Kontakt mit den Gspänli sehr. «Aber auch der direkte Vergleich mit den Freundinnen und Freunden sowie der Ansporn und der Wettkampfgeist fehlen in dieser Krisensituation», vermutet die Nachbarin.

Der tägliche Auftakt zur Homeschooling-Stunde für die Kinder wird per Plattform und Handy-Video musikalisch und bewegungsreich gestaltet. «Das macht Spass», verrät Yaren, die jeweils begeistert und mehrmals am Tag zusammen mit ihrer Schwester zusammen nach dem Video-Filmchen tanzt und turnt. Das sind dann auch kurze Verschnaufpausen für ihre Mama.

Austausch mit den Gspänli fehlt
Wenn Mama sagt, «das hast du gut gemacht», hat das nicht denselben Wert wie ein Lob der Lehrpersonen, ist aus Yarens und Sosins Erzählung herauszuhören. Ausserdem fehlt den Mädchen der sprachliche Austausch mit ihren Klassengspänli, denn zu Hause sprechen sie mehrheitlich türkisch.

Die schulfreie Zeit bezeichnen Yaren und Sosin als «Ferie mit Ufgabe». Und die Mama ist nach den Fernunterrichtsstunden froh um den grossen Hausplatz und den Garten rund ums Haus. Da können sich die Mädchen bei der Suche nach den Nachbarskatzen so richtig austoben.

Sylvia Mosimann


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