Mit Jugendlichen Theater zu spielen ist nie leicht, dies in Zeiten von Corona zu tun, ist fast unmöglich. Umso erstaunlicher das Resultat, welches die 9. Klasse Real unter der Leitung von Matthias Leuenberger und der «Hausregisseurin» Sabine Bärtschi erreicht hat. Trotz der grossen Ungewissheit, trotz der kurzen Probezeit.
Die Schülerinnen und Schüler schrieben den Grossteil der Szenen selber und zeigten ihr Werk dann mit so viel Spielfreude und Witz, dass es ein richtiger Genuss war, ihnen zuzuschauen.
Wer regelmässig mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist, kennt alle, wirklich alle Personen, von denen das Stück berichtet. Da ist die lesende Studentin sowie deren Freundin, der verpennte Haltestellenverpasser, die dauertelefonierende Geschäftsfrau und der Flirter, welcher ersterwähnte Studentin nur zu gern erobern möchte.
Wir treffen auf die überforderte Mutter mit ihren zwei unfolgsamen Gören (die anfangs selbstverständlich nicht im Familienwagen reisen), die Coronahys­terikerinnen, welche besser das Auto genommen hätten und ein Pärchen, welches sich ab allem aufregt. Hut ab auch für die Kondukteure, welche sich nie aus der Ruhe bringen lassen.
Aber auch für das Grauen ist gesorgt. Zwei Jugendliche, welche ihre Musik, die an das Dröhnen einer Ölpumpe erinnert, mit dem ganzen Wagen teilen sowie zwei junge Musiker, die für ihre spärliche Darbietung auch noch Geld zu sammeln versuchen. Die falsch eingestiegenen YB-Fans machen den Zuschauern klar, warum es Fanzüge gibt, welche von den übrigen Passagieren möglichst gemieden werden sollten. Und gegen Ende des Stücks begegnet man dem Schrecklichsten, das seit der Erfindung der Dampfmaschine mit dem Zug unterwegs ist: einer Rentner-Wandergruppe.
Die Zeit vergeht (eigentlich unlogisch bei einem Stück, welches in der Bahn spielt) wie im Flug. Gratulation an die Klasse für diesen vergnüglichen Abend. Ende gut, alles gut. Und für die Zuschauer gilt: Spende gut, alles gut. Die Klasse hat es wirklich verdient. zvg