Neuer Schwerpunkt im MSc-Studiengang für angehende Schmerzphysiotherapeuten

  14.10.2020 Aktuell, Foto, Bildung, Bildung / Schule, Jugend, Region

In der Schweiz leiden rund 16 Prozent der Bevölkerung an chronischen Schmerzen. Sehr häufig sind muskulo­skelettale Krankheitsbilder Auslöser dieser Schmerzen, also Rückenschmerzen, Rheuma, neuropathische Schmerzen, Fibromyalgie (Weichteilbeschwerden) oder degenerative Erkrankungen wie Arthrose oder Osteoporose. Eine Schmerztherapie wird heute interdisziplinär und multimodal (mit verschiedenen Behandlungsmethoden) durchgeführt; die Physiotherapie wird dabei als essenzieller Bestandteil betrachtet. Chronische Schmerzen bedingen jedoch in der Physiotherapie andere Ansätze als akute Schmerzen. «Viele Physiotherapeutinnen und -therapeuten tun sich erfahrungsgemäss noch sehr schwer im Umgang mit dieser speziellen Patientengruppe und fühlen sich verunsichert. Zum einen fehlt es ihnen an Sicherheit, um die Behandlungssituation richtig einzuschätzen, und zum anderen an adäquaten Behandlungsoptionen, um die Schmerzerkrankungen positiv zu beeinflussen», sagt Dr. scient. med. Kay-Uwe Hanusch, Abteilungsleiter der Physiotherapie des Spitals Emmental und Schmerzspezialist SPS (Swiss Pain Society).

BFH in der Vorreiterrolle
Um Fachpersonen für Schmerzphysio­therapie auszubilden, hat Kay-Uwe Hanusch gemeinsam mit der Berner Fachhochschule das Konzept für den neuen Schwerpunkt Schmerzphysiotherapie entwickelt, den die Studierenden im Rahmen des Masterstudien­gangs Physiotherapie belegen. Er hat ein Team an namhaften nationalen und internationalen Dozentinnen und Dozenten auf die Beine gestellt und hält selber einen Grossteil der Vorlesungen. Die Berner Fachhochschule (BFH) ist schweizweit die erste Hochschule, die das Angebot Schmerzphysiotherapie im Vorlesungsverzeichnis aufführt. Prof. Dr. Amir Tal, Leiter des Master of Science in Physiotherapie: «Der neue Schwerpunkt ist für das Schweizer Gesundheitssystem sehr wichtig. Viele chronische Schmerzpatienten werden immer noch mit unnötigen Behandlungen von einer Fachperson zur anderen ‹verschoben› und mit inadäquaten Methoden behandelt, die hohe Kosten verursachen und das Ziel verfehlen.»

Analysieren und Behandlungskonzepte entwickeln
Im Laufe des Studiums entwickeln sich die Studierenden zu Spezialisten im Bereich der nicht ärztlichen Schmerz­therapie. Sie erfahren, wie nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen Schmerzerkrankungen entstehen und wie diese zwischen chronisch, psychosomatisch, neuropathisch u. a. differenziert werden können. Zudem lernen sie, Schmerzen adäquat zu analysieren und zu interpretieren sowie entsprechende Behandlungskonzepte zu entwickeln. «Die Absolventinnen und Absolventen werden eine wichtige Versorgungslücke schliessen. Durch ihre Expertise und die interprofessionelle Zusammenarbeit, beispielsweise mit Schmerzmedizinern, schützen sie Patientinnen und Patienten mit Schmerzerkrankungen vor unnötigen Behandlungen und entlasten so das Gesundheitswesen», so Kay-Uwe Hanusch. Prof. Dr. Amir Tal ergänzt: «Ich als Studiengangleiter hoffe, dass wir viele Physiotherapeutinnen und -therapeuten von der Wichtigkeit dieses Schwerpunkts überzeugen können und dass das Gesundheitssystem und vor allem die Patienten davon profitieren werden.»zvg


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