«Emmentalwärts» - Verkehrssanierung Lyssach - Burgdorf – Oberburg – Hasle

  24.11.2020 Aktuell, Foto, Oberburg, Burgdorf, Hasle bei Burgdorf, Gesellschaft, Region, Politik, Lyssach

Die Verkehrssituation auf der Kantonsstrasse durch Burgdorf und weiter über Oberburg und Hasle führt mehrmals täglich zu Staus. Diese sind längst nicht mehr nur ein Problem für den Autoverkehr, sondern auch für Busgäste, Velofahrende, Fussgänger/innen und die Anwohnerschaft. Die schlechte Verkehrserschliessung benachteilige zudem die wirtschaftliche Entwicklung des Emmentals. Weil die Ausgangslage schwierig ist, suchen Verantwortliche seit Jahrzehnten nach einer gangbaren Lösung. Diese liegt nun als Bauprojekt «Emmentalwärts» vor. Nach Abschluss der zweiten Mitwirkung mit 250 Eingaben und der Prüfung durch kantonale Ämter und Fachstellen waren noch einige Anpassungen nötig. Dabei handelte es sich vorwiegend um Verbesserungen für den öffentlichen Verkehr, den Langsamverkehr und um Anliegen von Anstössern.

Die Verkehrslösung «Emmentalwärts» umfasst 19 Massnahmen
Regierungsrat Christoph Neuhaus, Bau- und Verkehrsdirektor des Kantons Bern, sprach über die Ziele dieser Gesamtverkehrslösung. Eine Verbesserung des Verkehrsflusses und eine Fahrplanstabilität für den ÖV sollen erreicht werden. Siedlungen erfahren eine Aufwertung und an den entlas­teten Ortsdurchfahrten entsteht ein Potenzial zur Siedlungsentwicklung nach innen. Das wiederum schone Kulturland und sei für den Landschaftsschutz förderlich. Das Emmental werde als Wirtschaftsstandort aufgewertet und als Region insgesamt gestärkt.
Roger Schibler, Kreisoberingenieur Oberaargau/Emmental, erläuterte die geplanten Massnahmen. Auf dem Abschnitt Lyssach/Burgdorf sind ausschliesslich Anpassungen auf dem bestehenden Strassennetz vorgesehen. Die wichtigsten Verbesserungen sind die zwei neuen Bahnunterführungen in der Buchmatt und beim Spital. So fallen lästige Wartezeiten vor Barrieren weg. Um die Situation für den ÖV und den Langsamverkehr zu verbessern, ist eine Bewirtschaftung durch Ampeln vorgesehen. Damit können Busse bevorzugt behandelt und Überlastungen im Zentrum vermieden werden. Zusätzliche Busspuren sind in Planung. Der Veloverkehr wird durch weitere Radstreifen entlastet und in Lyssach sollen Massnahmen zur Vermeidung von Ausweichverkehr umgesetzt werden.
Oberburg erhält eine 1,5 Kilometer lange Umfahrung, davon 1,1 Kilometer in einem Tunnel. Dieser verläuft zwischen der Bahn und der Ortsdurchfahrt in einer Tiefe von 15 bis 20 Metern. Er wird teils im Tagbau, teils bergmännisch erstellt. Die Umfahrung schliesst mit zwei Kreiseln an die Kantonsstrasse an. Im Anschluss an den Bau der Umfahrung wird Oberburg mit schmaleren Fahrbahnen und Tempo 30 verkehrsberuhigt.
Die Verkehrslösung für Hasle b. B. beinhaltet eine 850 Meter lange Umfahrung, die künftig westlich am Bahnhof vorbeiführt. Sie wird kombiniert mit Massnahmen für die neue Ortsdurchfahrt. Das bringt eine wesentliche Verkehrsentlastung in der Ortschaft und zusätzlich eine Verbesserung für Fussgänger, Velofahrende und ÖV-Fahrgäste. Das Warten vor geschlossenem Bahnübergang fällt auch hier weg.
Zwischen Oberburg und Hasle werden weitere Verbesserungen vorgenommen, beispielsweise in der Tschamerie und beim Kreisel Biembach. Die Eingriffe in Ortsbilder und Landschaft seien vertretbar, meinte Schibler. Die wenigen betroffenen Lebensräume von Flora und Fauna könnten innerhalb des Projekts ausgeglichen werden. Die Anwohnenden erleben eine spürbare Verbesserung der Lärmsituation dank dem Einbau lärmarmer Beläge und durch die Umfahrungen in Oberburg und Hasle.
Die Eigentümer, deren Liegenschaften stark betroffen sind, seien informiert und Verhandlungen am Laufen. Für einige Betroffene bedeute dieses Projekt ein erheblicher Eingriff in ihr Privateigentum, doch die Akzeptanz für diese Verkehrslösung sei allgemein hoch.

Finanzierung und langfristige Planung
«Wir gehen heute davon aus, dass die Investitionskosten ‹Emmentalwärts› insgesamt rund 430 Millionen Franken betragen», erklärte der Regierungsrat. Vergangenen Herbst haben National- und Ständerat in Aussicht gestellt, neben den beschlossenen rund 16 Millionen Franken (Gesamtkosten 65 Millionen Franken) für die Massnahmen in Burgdorf, zusätzlich für die Umfahrung Oberburg 77 Millionen Franken (Gesamtkosten 280 Millionen Franken) mit dem Agglomerationsprogramm zu unterstützen. Das Parlament wird voraussichtlich im Herbst 2021 über die Mitfinanzierung der Umfahrung Oberburg befinden. Ohne Mitfinanzierung durch den Bund wäre die finanzielle Last für den Kanton kaum zu bewältigen.
2022 befindet der Grosse Rat über den Ausführungskredit. Frühester Baubeginn wäre gegen Ende 2023. Nach aktueller Planung wird gleichzeitig in Burgdorf und an den Umfahrungen von Oberburg und Hasle b. Burgdorf gebaut. Auf der Hauptverkehrsachse werden die Arbeiten in Etappen ausgeführt, damit die Auswirkungen auf den Verkehr vertretbar bleiben.

Öffentliche Auflage bis am 8. Januar 2021
Der Kanton Bern zeigt das überarbeitete Projekt in einer Ausstellung im Verwaltungszentrum Burgdorf Neumatt. Das Dossier mit allen Plänen kann in der Ausstellung, auf den betroffenen Gemeindeverwaltungen sowie auf der Projektwebsite www.emmentalwaerts.bve.be.ch eingesehen werden. Die verschiedenen Massnahmen sind im Gelände abgesteckt. Betroffene Personen oder Organisationen sollen sich bei Unklarheiten oder Unsicherheiten an den Oberingenieurkreis IV wenden. Die eine oder andere Einsprache erübrigt sich dann möglicherweise.

Helen Käser


Eckdaten zur öffentlichen Auflage
Termin: 19. November 2020 bis 8. Januar 2021. Planausstellung: Kant. Verwaltungszentrum, Dunantstrasse 7b, 2. OG, 3400 Burgdorf.
Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch, jeweils  16.00 bis 20.00 Uhr; Samstag, 9.00 bis 12.00 Uhr. Am 26. Dezember 2020 und 2. Januar 2021 ist die Ausstellung geschlossen. Gruppen nur auf Anmeldung unter Tel. 031 635 53 00. Einsprachefrist bis 21. Dezember 2020.


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