Gold für Burgdorfer Gymnasiastin

  27.05.2021 Aktuell, Foto, Bildung, Utzenstorf, Burgdorf, Bildung / Schule, Gesellschaft, Jugend, Region

Die Burgdorfer Gymnasiastin Aline Quinche holte an der 6. Schweizer Geografie-Olympiade Gold und ist damit Teil der vierköpfigen Delegation, die die Schweiz an der 17. Internationalen Geografie-Olympiade
(iGeo) 2021 vertreten wird. Die 16-jährige Utzenstorferin wird den wissenschaftlichen Wettkampf allerdings nicht wie ursprünglich vorgesehen in Instanbul bestreiten, sondern mit ihren Teamkolleg/innen die Aufgaben online lösen. Ein Interview mit der vielseitig interessierten Gymnasiastin.

«D’REGION»: Aline, du machst die zweisprachige Matura mit Schwerpunkt PPP – und du hast Geografie auch nicht als Ergänzungsfach gewählt. Wie kommst du eigentlich dazu, an der Geografie-Olympiade mitzumachen?
Aline Quinche: Das ist ganz einfach: Als im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kein Präsenzunterricht mehr erlaubt war, bekamen wir im Fernunterricht den Geografie-Auftrag, einen Wettbewerb auszufüllen. Ich habe diesen Online-Wettbewerb ausgefüllt und mir nichts weiter dabei gedacht. Irgendwann kam dann die Nachricht, dass ich unter den besten 18 der insgesamt rund 950 Teilnehmenden sei und deswegen vom Geoinformationsunternehmen Esri eine ganze Woche nach Zernez eingeladen werde, um einerseits mehr über Geografie zu lernen und andererseits die anderen Finalisten der Geografie-Olympiade kennenzulernen. Ich freute mich natürlich über diese Nachricht.
Und die Woche in Zernez war sehr cool – nicht nur landschaftlich und fachlich, sondern auch, weil ich merkte, dass ich bei Weitem nicht die Einzige war, die nicht auf Geografie spezialisiert ist.
Eigentlich hätte die nationale Finalrunde ja im Herbst 2020 in Solothurn stattfinden sollen, aber diese wurde verschoben und fand schliesslich erst diese Jahr Ende März online statt. Als am 15. Mai 2021 die Rangverkündigung stattfand, war das Ganze für mich schon wieder relativ weit weg, weil ich nicht damit rechnete, in die vorderen Ränge zu kommen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich irgendwann bei den Silbermedaillen mit leisem Erstaunen merkte, dass sie meinen Namen immer noch nicht genannt hatten. Aber was das bedeutete, realisierte ich erst, als es tatsächlich hiess, ich hätte eine Goldmedaille gewonnen und dürfe die Schweiz an der iGeo vertreten.

«D’REGION»: Wie hast du dich auf die Olympiade vorbereitet?
Aline Quinche: Also in der ersten Runde gar nicht. Für mich war es einfach ein Geografie-Auftrag, der mich interessierte, weil viele der Aufträge mit Humangeografie, konkret zum Beispiel mit Siedlungsgeografie, Wirtschaftsgeografie oder Nachhaltigkeit zu tun hatten.
In der Lagerwoche in Zernez haben wir – neben den Ausflügen in den Nationalpark – auch in Sachen Geografie viel Interessantes gelernt. Aber weil das Finale ja auf Ende März 2021 verschoben wurde, habe ich doch Etliches wieder vergessen. Deswegen habe ich vor dem Finale mein Geo-Buch hervorgenommen und so die klassischen Sachen – also vor allem die physikalischen Gebiete wie etwa Klimatologie oder Geomorphologie – wiederholt. Zum Teil habe ich auch im Internet recherchiert. Da ich aber nicht den Anspruch hatte, in die vordersten Ränge zu kommen, habe ich auch nicht speziell viel Zeit investiert.

«D’REGION»: Gibt es Dinge, die dir bei der Olympiade zugutekamen?
Aline Quinche: Ja, ich denke schon. Einerseits mache ich meine Matura zweisprachig Englisch-Deutsch – und wir sprechen im Geografie-Unterricht englisch. Und da an der Olympiade alles auf Englisch stattfindet, habe ich nun den Vorteil, dass ich mich so ausdrücken kann, wie ich es mir bereits gewohnt bin. Zweitens liebe ich es, vernetzt zu denken – das ist viel interessanter, als wenn man «nur» einspurig fahren kann. Und gerade in der Humangeografie ist vernetztes Denken extrem wichtig, weil hier einfach viele Faktoren miteinander verknüpft sind. Und schliesslich bin ich allgemein vielseitig interessiert – und das kommt mir bei diesem Wettbewerb ebenfalls zugute.

«D’REGION»: Wie müssen wir uns die Fragen, die an dieser Olympiade gestellt werden, vorstellen?
Aline Quinche: Im Wettbewerb werden aus zwölf verschiedenen Themenbereichen der Geografie Fragen gestellt, wobei physikalische und Humangeografie gleichermassen berücksichtigt werden. Der Test ist – wie bereits das Finale – dreiteilig. Im ersten Teil es gibt einen «Written Response Test», bei dem Fragen aus sechs Themenbereichen aus verschiedenen Perspektiven näher beleuchtet und beschrieben werden müssen. Der zweite Teil ist ein «Multi Media Test», bei dem 40 Aufgaben aus allen 12 Themenbereichen gelöst werden müssen. Im dritten Teil schliesslich – dem «Fieldwork Exercise» – muss ein geografisches Problem erfasst, analysiert, dargestellt und durch Lösungsansätze ergänzt werden.

«D’REGION»: Nun wirst du Mitte August 2021 an der iGeo teil­nehmen. Wie fühlst du dich?
Aline Quinche: Nun, einerseits merke ich schon, dass der Leistungsdruck schon etwas zugenommen hat, seit ich weiss, dass ich da die Schweiz international vertreten darf. Ich bin jedoch froh, dass ich nicht die Spitzenreiterin bin, sondern einfach Teil einer Vierergruppe. Und ausserdem freue ich mich, dass wir für die Zeit der Olympiade zwar nicht nach Istanbul, wohl aber mit unserem Betreuungsteam ins Tessin gehen dürfen.

Danke, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Für die iGeo wünschen wir dir von Herzen viel Erfolg! afu

Informationen zur Schweizer Geografie-­Olympiade unter geography.olympiad.ch.


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