Fraubrunnen wählt
09.11.2021 Aktuell, Fraubrunnen, Foto, RegionDie Ausgangslage vor den Gemeinderatswahlen in Fraubrunnen am 28. November 2021 präsentiert sich spannend. Insgesamt bewerben sich 18 Kandidierende für die siebenköpfige Exekutive. «Die Mitte», die SVP, die EVP und das Forum Fraubrunnen treten je mit einer eigenen Liste an. Die gegenwärtige parteipolitische Zusammensetzung des Gemeinderats inklusive Ratspräsidium sieht folgendermassen aus: Mitte 3 Sitze, SVP 2 Sitze und Forum Fraubrunnen 2 Sitze.
Aller Voraussicht nach wird der bisherige Gemeinderatspräsident Urs Schär («Die Mitte») für vier weitere Jahre an der Spitze der Exekutive stehen. Da keine weiteren Wahlvorschläge für den Sitz des Gemeinderatspräsidenten eingereicht wurden, ist er in stiller Wahl im Amt bestätigt – sofern ihn die Stimmberechtigten am 28. November 2021 wieder in den Gemeinderat wählen. Nebst Schär kandidieren von den bisherigen Exekutivmitgliedern für eine weitere Legislaturperiode Richard Rimle («Die Mitte»), Felix Ceccatio und Peter Iseli (beide SVP). Irene Widmer («Die Mitte»), Margot Huonder (SP; Liste Forum) und Paul Loosli (Forum) treten nicht mehr zur Wahl an. Die Exekutive wird also mit mindestens drei neuen Gesichtern ergänzt.
«D’REGION» befragte die Vertreter/innen der Parteien «Die Mitte», SVP, EVP und Forum Fraubrunnen zu ihren Wahlzielen und den Herausforderungen, die es in der fusionierten, aus acht Dörfern bestehenden Gemeinde Fraubrunnen zu lösen gilt.
Markus Hofer
Liste 1 – «Die Mitte» Fraubrunnen: Urs Schär (bisher, kumuliert); Richard Rimle (bisher, kumuliert); Bettina Rösch-Schmid (neu, kumuliert).
Liste 2 – Schweizerische Volkspartei (SVP): Felix Ceccato (bisher, kumuliert); Peter Iseli (bisher, kumuliert); Michael Salzmann (neu, kumuliert); Adrian Messer (neu).
Liste 3 – Evangelische Volkspartei (EVP): Lukas Rentsch (neu, kumuliert); Martin Schär (neu); Urs Pfister (neu); Christian Zweili (neu); Stephan Mörker (neu); Simon Aebi (neu).
Liste 4 – Forum Fraubrunnen: Simon Keller (neu, kumuliert); Ursula Hafed (neu, kumuliert); Kathleen Fritzius (neu); Sibylle Mellema (neu); Jörg Rothenbühler (neu).
Interview mit Urs Bürgi, Präsident «Die Mitte» Fraubrunnen
«D’REGION»: Welche Ziele setzt sich «Die Mitte» für die Gemeinderatswahlen?
Urs Bürgi: Im Zentrum steht die Verteidigung unserer drei Gemeinderatssitze. Mit den zwei bisherigen Gemeinderäten Urs Schär und Richard Rimle stehen uns zwei ausgewiesene Kandidaten zur Verfügung. Der dritte Sitz unserer Partei wird aufgrund des Rücktritts von Irene Widmer frei. Mit Bettina Rösch haben wir eine sehr kompetente, fachlich ausgewiesene und erfahrene Kandidatin gefunden.
«D’REGION»: Welches sind Ihrer Ansicht nach die grössten Herausforderungen, welche die Exekutive in der nächsten Legislaturperiode anpacken muss – und wie sieht der Lösungsansatz Ihrer Partei aus?
Urs Bürgi: Orts- und Landwirtschaftsplanung müssen mit einem schlanken Baureglement abgeschlossen werden. Die Baukommission soll den Spielraum zugunsten der Bürger/innen ausnützen!
Stetig steigende Schülerzahlen und Vorschriften erfordern, dass rechtzeitig für genügend Schulraum gesorgt wird. Bei den meisten Schulliegenschaften besteht Sanierungsbedarf. Hier muss mit dem nötigen Weitblick gehandelt werden. Mit der Realisierung der beiden ersten Etappen der neu aufgegleisten Schulraumplanung können und müssen in der nächsten Legislaturperiode Entscheide gefällt werden.
Die Finanzplanung ist eine Kernaufgabe zu jedem Zeitpunkt. Ein ausgeglichener und stabiler Finanzhaushalt ohne Steuererhöhung ist weiterhin anzustreben.
«D’REGION»: Welche weiteren konkreten politischen Akzente will «Die Mitte» in den kommenden vier Jahren auf Gemeindeebene setzen?
Urs Bürgi: Folgende Themen sind für uns wichtig:
• Weiterführung der Förderung von erneuerbaren, lokalen Energien
• Vorbildfunktion bei öffentlichen Bauten. Im Rahmen von Sanierungen sollen geeignete Dächer mit Solarzellen aufgerüstet werden
• Diskussion betreffend Sportanlagen und Mehrzweckhalle mit Vereinen
• die Interessen aller Generationen vertreten, das Altersleitbild vervollständigen und für die Jugendlichen das Jugendparlament und die Jugendarbeit Rekja unterstützen
• Verbesserung des ÖV-Angebots in den Dörfern
«D’REGION»: Warum sollen sich die Bürger/innen für Ihre Liste entscheiden?
Urs Bürgi: Wir sind die Liste für verantwortungsbewusste und vorwärtsdenkende Gemeindebürger; wir betreiben eine lösungsorientierte Sachpolitik; wir verfügen über ernsthafte, gut qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten, die in die Exekutive wollen und dafür geeignet sind.
Interview mit Marc Bieri, Präsident der SVP Region Fraubrunnen
«D’REGION»: Welche Ziele setzt sich die SVP für die Gemeinderatswahlen?
Marc Bieri: Die SVP setzt sich zum Ziel, die bisherigen Gemeinderatssitze zu halten und in den Kommissionen gut vertreten zu sein, um unsere Werte wirkungsvoll einzubringen.
«D’REGION»: Welches sind Ihrer Ansicht nach die grössten Herausforderungen, welche die Exekutive in der nächsten Legislaturperiode anpacken muss – und wie sieht der Lösungsansatz Ihrer Partei aus?
Marc Bieri: Bei allen Projekten stehen für die SVP die Finanzen im Zentrum. Mit Steuergeldern und Gebühren ist haushälterisch umzugehen. Dies ist auch bei der künftigen Investitionsplanung zu beachten. Wir brauchen eine gute Finanzstrategie, um die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger wahrzunehmen und zugleich den Steuersatz tief zu halten. Gemeinderat und Verwaltung sind gefordert.
Bei der Schulraumplanung ist dafür zu sorgen, dass der Steuerfranken optimal für die Schulinfrastruktur, für eine gute Lernumgebung und für kurze Schulwege eingesetzt wird.
Weiter ist die Ortsplanung abzuschliessen, sodass Planungssicherheit herrscht. Dabei ist so viel Freiraum wie möglich zu gewähren, damit sich Private und Gewerbetreibende in Fraubrunnen entfalten können. Ein besonderes Augenmerk ist auf den Energiebereich zu richten. Wir müssen nicht nur auf eine diversifizierte Versorgung achten, sondern uns auch auf Blackout-Szenarien vorbereiten.
Bei der Planung ist darauf zu achten, dass die Gemeinde nicht unbegrenzt wächst. Fraubrunnen soll nicht zu einer Stadt werden. Wir müssen die lebendigen Traditionen unserer Dörfer auch in der fusionierten Gemeinde als wertvolle Vielfalt wahren und gleichzeitig Synergien nutzen, um
die Kosten des Gemeinwesens zu senken.
«D’REGION»: Welche weiteren konkreten politischen Akzente will die SVP in den kommenden vier Jahren auf Gemeindeebene setzen?
Marc Bieri: Besonders am Herzen liegt uns das Vereinswesen. In der Corona-Zeit haben viele Vereine gelitten. Gemeinde und Parteien sind nun gefordert, mit den Vereinen neue Begegnungen und Anlässe zu ermöglichen. So können wir den Menschen Mut machen. Als grösste Partei fühlen wir uns verpflichtet, die Führung zu übernehmen.
«D’REGION»: Warum sollen sich die Bürger/innen für Ihre Liste entscheiden?
Marc Bieri: Wir wollen die bürgerliche und bürgernahe Kraft von Fraubrunnen sein. Mit einem generationenübergreifenden Mix aus bekannten und erprobten Kräften im Gemeinderat und in den Kommissionen bieten wir eine gute Auswahl an engagierten Köpfen. Wir sind der Garant für einen sorgfältigen Umgang mit Steuergeldern und für gesunden Menschenverstand in der Politik.
Interview mit Lukas Rentsch, Präsident EVP Fraubrunnen
«D’REGION»: Welche Ziele setzt sich die EVP für die Gemeinderatswahlen?
Lukas Rentsch: Vor vier Jahren verfehlten wir einen Sitz für die EVP im Gemeinderat nur ganz knapp. Dieses Jahr wollen wir dies besser machen und künftig im Gemeinderat von Fraubrunnen als zusätzliche politische Kraft agieren.
«D’REGION»: Welches sind Ihrer Ansicht nach die grössten Herausforderungen, welche die Exekutive in der nächsten Legislaturperiode anpacken muss – und wie sieht der Lösungsansatz Ihrer Partei aus?
Lukas Rentsch: Selbstverständlich sind auch für die EVP die Schulraumplanung und Ortsplanungsrevision grosse und wichtige Themenblöcke, welche neben den Gemeindefinanzen auch in der kommenden Legislaturperiode im Fokus stehen. Insbesondere eine attraktive und stabile Schule ist für Fraubrunnen von grosser Bedeutung. Es ist uns wichtig, dass alle Stimmen im Kontext der verschiedenen Themen gehört und einbezogen werden und jeweils ein gemeinsamer Weg gefunden werden kann.
«D’REGION»: Welche weiteren konkreten politischen Akzente will die EVP in den kommenden vier Jahren auf Gemeindeebene setzen?
Lukas Rentsch: Es ist uns ein Anliegen, dass auch auf kommunaler Ebene unter den gegebenen Rahmenbedingungen die Digitalisierungsbestrebungen (digitale Transformation) weiter vorangetrieben und ausgebaut werden. Die Bürgerinnen und Bürger sollen auf sinnvolle Weise von digitalen Angeboten der Behörden profitieren.
«D’REGION»: Warum sollen sich die Bürger/innen für Ihre Liste entscheiden?
Lukas Rentsch: Wir wollen als sachbezogene und lösungsorientierte politische Kraft in Fraubrunnen Verantwortung übernehmen und dabei aktiv mithelfen, die bestmöglichen und tragfähigsten Lösungen für Fraubrunnen zu erarbeiten.
Interview mit Regula Furrer, Präsidentin Forum Fraubrunnen
«D’REGION»: Welche Ziele setzt sich das Forum Fraubrunnen für die Gemeinderatswahlen?
Regula Furrer: Wir wollen unsere beiden Sitze im Gemeinderat verteidigen. Aufgrund des Rücktritts unserer beiden bisherigen Gemeinderäte können wir nicht vom Bisherigen-Bonus profitieren. Zudem wollen wir in den Kommissionen weiterhin zwei Vertreter/innen stellen. Wir hoffen auf eine Erhöhung unseres Stimmenanteils.
«D’REGION»: Welches sind Ihrer Ansicht nach die grössten Herausforderungen, welche die Exekutive in der nächsten Legislaturperiode anpacken muss – und wie sieht der Lösungsansatz des Forums Fraubrunnen aus?
Regula Furrer: Acht Jahre nach der Fusion werden immer öfters die unterschiedlichen politischen Kulturen/Traditionen und Erwartungen der Dörfer sichtbar. Beispiele für anstehende Herausforderungen sind der Abschluss und die Umsetzung der Ortsplanung; das Überwinden respektive Zusammenbringen der diversen Meinungen zu Finanzen und Investitionen; eine konsistente und zukunftsgerichtete Lösung für die abgelehnte Schulraumplanung.
Lösungen muss der künftige Gemeinderat gemeinsam suchen. Für das Forum stehen die Verbesserung der Kommunikation zwischen Gemeinderat und Bürgern/-innen sowie die Erarbeitung einer Vision für die Weiterentwicklung der Gemeinde und ihrer Dörfer im Vordergrund.
«D’REGION»: Welche weiteren konkreten politischen Akzente will das Forum in den kommenden vier Jahren auf Gemeindeebene setzen?
Regula Furrer: Das Forum Fraubrunnen legt den Fokus auf die Gemeinde und ihre Bevölkerung und ist sozial und ökologisch ausgerichtet. Daraus ergeben sich Akzente wie Umgang mit den lokal vorhandenen Ressourcen und deren Förderung, Einbringen von Umweltanliegen wie die Biodiversität, lokale Klima-Massnahmen, Förderung des Langsamverkehrs und des ÖV, Schaffung von Treffpunkten, generationenübergreifende Anlässe und Aktionen, Unterstützung bestehender und neuer Einrichtungen. Nicht alles tönt politisch, ist es aber sehr wohl, denn es braucht auch gesellschaftliche Akzente, damit Dorfgemeinschaften bestehen bleiben.
«D’REGION»: Warum sollen sich die Bürger/innen für Ihre Liste entscheiden?
Regula Furrer:
• Weil das Forum auf das Lokale fokussiert und Lösungen zugunsten der Bevölkerung in der Gemeinde und den Dörfern sucht.
• Weil wir vernetzt denken und eine gesamtheitliche Politik anstreben, ohne uns einer übergeordneten Parteidoktrin zu unterstellen.
• Weil wir uns für die Umwelt engagieren.
• Weil wir eine grosse Vielfalt an Kandidatinnen und Kandidaten präsentieren, die das Rüstzeug für die Arbeit in Gemeinderat und Kommissionen mitbringen.
• Weil wir gleich viele Kandidatinnen wie Kandidaten altersmässig gut durchmischt präsentieren.