Seit etlichen Jahren werden im Rahmen des Prix-Chronos-Buchwettbewerbs jeweils vier Bücher für Jugendliche im Primarschulalter ausgewählt. Die nominierten Bücher thematisieren die Generationenbeziehungen, fördern den Dialog und das Verständnis zwischen den Generationen, vermitteln positive Altersbilder, machen den Kindern die Entwicklungen im Lebenslauf verständlich und animieren sie zugleich zum Lesen. Im Roman «Ein ganz alter Trick» von Fee Krämer setzt sich ein Gespann dafür ein, dass junge und alte Menschen nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. «Der Tag, an dem Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat» von Marc-Uwe Kling zeigt, wie eine Familie die beginnende Demenz des Grossvaters auffängt und ihn begleitet. «Parole Teetee» von Antje Herden beschreibt, was Schulkinder alles unternehmen, um das Verschwinden einer älteren Dame zu klären, die für sie alle mehr ist als nur eine Bekannte. «Warum müssen alle immer sterben?» ist die grosse Frage des elfjährigen Mädchens, das den ersten Sommer ohne seinen Papa erlebt. Espen Dekko erzählt in seinem Buch «Sommer ist trotzdem», wie die Grosseltern ihre Enkelin durch diese schwierige Zeit begleiten und für sie da sind.
Nebst unzähligen anderen Kindern sind auch die Viert- bis Sechstklässler/innen der Mittelschule im Schulhaus Wynigen mit ihren Lehrerinnen Laura Oppliger und Melanie Blaser dabei. Bis im März 2022 werden sie alle vier Bücher gelesen haben. Im Moment lesen sie gemeinsam «Sommer ist trotzdem», besprechen den Inhalt und bilden sich ihre Meinungen. Parallel dazu lesen Seniorinnen und Senioren, zum grossen Teil sind es Grosseltern, dieselben Bücher, treffen sich und besprechen das Gelesene gemeinsam. An einer Schlussveranstaltung werden sie dann die vier Bücher bewerten, ihre Stimmen abgeben und gehören somit zur grössten Literaturpreis-Jury der Schweiz. Dasjenige Buch, das die meisten Stimmen erhält, gewinnt den Preis. Alle nominierten Bücher sind ebenfalls als Hörbücher erhältlich. Der Leseförderungspreis ist eine Zusammenarbeit von Pro Senectute und Pro Juventute und wird bereits seit 2005 verliehen. Die Institutionen erhoffen sich, dass es jedes Jahr mehr generationengemischte Lesegruppen geben wird und die Nachhaltigkeit zum gegenseitigen Verständnis vermehrt gefördert wird.

Rosmarie Stalder