Fischlehrpfad in Burgdorf – Leben in der Emme

  24.05.2022 Aktuell, Foto, Bildung, Burgdorf, Gesellschaft, Jugend, Region

Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums wollten die Mitglieder des Fischereivereins an der Emme Burgdorf neben einem Festanlass etwas Bleibendes gestalten. Aus einer Bieridee wurde ein ausgereiftes Projekt. Während über 800 Arbeitsstunden haben Freiwillige einen Fischlehrpfad an der Emme angelegt. Die Burgergemeinde stellte Burgerland zur Verfügung und grosszügige Sponsoren/-innen unterstützten das Projekt finanziell.
Gestartet wird bei der Waldeggbrücke in Burgdorf. Von dort wandert man auf einer Strecke von 3,9 Kilometern der Emme entlang bis zur Lochbachbrücke in Oberburg. Bei jedem der elf Posten kann mittels QR-Code eine Website geöffnet werden. Diese liefert Informationen rund ums Thema Fisch oder verlangt interaktive Prozesse. Die Spaziergänger/innen erfahren Wissenswertes über die Emme, den Wasserkreislauf und die Gewässermorphologie (Wissenschaftliches über Gewässer). Verschiedene Fischarten, ihre Physiologie und ihr Lebenszyklus werden anschaulich erklärt. Andere Posten erzählen über die Fischerei und den Fischereiverein, der in seinem Vereinsgebäude eine Brutstation führt. Durch die ganzheitliche und detaillierte Betrachtung des Fisches und seines Lebensraums vertieft der Fischlehrpfad das Wissen und die Bedeutung der Emme. Das zentrale Anliegen besteht darin, die Bevölkerung für den Schutz und den Erhalt der Fische und ihres Lebensraums zu sensibilisieren. Dazu gehört auch ein rücksichtsvoller Umgang mit dem einmaligen Naherholungsgebiet Emme, durch das man sich während des ganzen Lehrgangs bewegt.
Weiterführende Informationen liefern Begleithefte für Kinder und Erwachsene. Sie können an verschiedenen Orten (Angaben dazu beim Startpos­ten, Wald­eggbrücke) in der Nähe des Lehrpfades bezogen werden.
Fachleute des Fischereivereins bieten Touren für Schulklassen oder andere Gruppen an.

Die «Macher» des Lehrpfads gaben Einblick in ihre Arbeit
Zur feierlichen Eröffnung trafen sich Vereinsmitglieder, Sponsoren und Freunde/-innen im Vereinslokal. Nach einer thematischen Einführung durch Urs Schäppi begingen sie gemeinsam den ganzen Lehrpfad. Ab 10.00 Uhr trafen Gäste für den Tag der offenen Türe ein. Verschiedene Attraktionen, wie das Binden von gespleissten Fliegenruten aus Bambus und das Filetieren der Bauernhof-Zander von Ambeilers, stiessen auf reges Interesse. Das leibliche Wohl kam mit Fischknusperli, Bratwurst und Burgdorfer Bier nicht zu kurz.

Geschichte des Fischereivereins
Bei der Gründung der Fischereivereins im April 1922 waren zehn Mitglieder anwesend. Ihr Ziel war es, die Netzfischerei durch Private in der Emme einzudämmen. Mittlerweile ist der Verein auf 320 Mitglieder angewachsen. In einem Fischereigrundkurs können Interessierte die wichtigsten Grundlagen erarbeiten und damit den Sachkundenachweis erlangen. Neben der im Kurs vermittelten Theorie gehört auch ein gemeinsamer Angeltag dazu.
Die Priorität des Vereins ist das Erhalten der emmestämmigen Bachforellen. Dafür investieren Mitglieder jährlich 2500 bis 3000 Stunden Fronarbeit. Die Fische werden mit einem Elektrofanggerät von Fachpersonen (Fischer mit bestandener Fangpolführerprüfung) abgefischt. Den Weibchen wird der Roggen abgestreift, welcher mit der Milch der männlichen Forellen vermischt wird, worauf die Fische wieder ausgesetzt werden. Von 400 000 emmestämmigen Bachforelleneiern kommen ungefähr 130 000 in die Burgdorfer Aufzucht. In der Brutstation beschleunigt sich der Brutvorgang. Nach dem Schlüpfen gelangen die kleinen Fische in sogenannte Aufzuchtbäche. Dafür hat der Verein fünf geeignete Bäche gepachtet. Von dort werden die Sommerlinge nach sechs Monaten abgefischt, die Jährlinge weitere sechs Monate später. Danach folgt ein Leben in der Emme, ein Leben in Freiheit. Diese Brutprozesse sind notwendig, weil die Naturverlaichung nicht genügt, um den Fischbestand in der Emme zu erhalten.

Helen Käser


www.fvburgdorf.ch


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