Am 15. Dezember 2025 jährt sich der Todestag von Emil Jenzer zum 30. Mal. Der gelernte Schriftsetzer und Buchdrucker galt als Zauberer an der Druckerpresse. Seine künstlerischen Werke, bestehend aus typografischen Drucken, die er auf einer Buchdruck-Abziehpresse kreierte, wirken nach wie vor äusserst modern und haben nichts von ihrer Faszination und Intensität verloren.
Am 8. August 1908 wurde Emil Jenzer in Bern geboren. Er absolvierte von 1924 bis 1928 eine Schriftsetzerlehre in der Buchdruckerei Wyss in Bern. Dort begegnete er Emil Zbinden, der im selben Betrieb seine Lehrzeit absolvierte und später als Zeichner, Xylograf und Kunstmaler zu Ruhm gelangte. Gemeinsam realisierten sie eine illustrierte Ausgabe von Gottfried Kellers Novelle «Die drei gerechten Kammmacher». Das wunderschöne Büchlein erhielt eine Auszeichnung von Pro Juventute.
Anschliessend setzte Emil Jenzer seine Ausbildung in Offenbach am Main in Deutschland fort, bei Rudolf Koch, einem Meister der Schriftgestaltung.
Wieder in der Schweiz rief Jenzer 1935 den Verlag «Berner Handpresse» ins Leben, in dem zahlreiche bibliophile Drucke erschienen, teils illustriert von Emil Zbinden und Rudolf Mumprecht. 1957 übernahm Emil Jenzer die Druckerei Haller in Burgdorf, die er unter dem Namen Haller + Jenzer AG bis 1981 leitete.
In den 1960er-Jahren begann Emil Jenzer in seiner Freizeit mit bunten Rastern, Linien und Flächen im Buchdruck zu experimentieren. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entstanden experimentelle, komplexe und vielschichtige Kunstwerke. Die Punkte, Muster, geometrischen Formen und Strukturen – teils in leuchtenden Farben – wirken manchmal ruhig und manchmal so dynamisch, dass sie bei genauerer Betrachtung beinahe zum Leben erwachen und zu tanzen beginnen.
Werke von Emil Jenzer finden sich unter anderem in der Kunstsammlung der Stadt Burgdorf und in der Kunstsammlung der Gemeinde Langnau i. E.

Text: Markus Hofer
Bilder: Kunstsammlung der Gemeinde Langnau i. E.