Auf der Moosegg geht die schwarze Spinne um
09.07.2025 Aktuell, Aktuell, Kultur, GesellschaftSeit dem Jahr 1997 stehen die Freilichtspiele Moosegg für hochkarätiges Freilichttheater. Jeden Sommer bringt die Waldbühne ein Volksstück zur Aufführung. Ein grossartiges Ensemble aus begeisterten Laiendarstellerinnen und -darstellern sowie erfahrenen Theaterprofis sorgt bis Mitte August auf 980 Metern über Meer für die eindrucksvolle Inszenierung des Theaterstücks «Die schwarze Spinne».
Die Aussicht ist atemberaubend … Die Moosegg gilt nicht umsonst als «Aussichtsbalkon des Emmentals». Unvergleichlich schön ist dort oben die Sicht auf die Alpenkette. Und nicht nur die Aussicht! Auf der Moosegg wird auch erstklassige Gastronomie und Hotellerie angeboten. Seit 1997 steht der Sommer auf der Moosegg jeweils ganz im Zeichen des Freilichttheaters. Gespielt werden Stücke mit engem Bezug zum Emmental, die dem unverwechselbaren Charme der grossen Waldbühne gerecht werden. Seit dem Jahr 2017 obliegt die künstlerische Leitung dem jungen und innovativen Emmentaler Regisseur, Produzenten und Schauspieler Simon Burkhalter. Er passt jedes Theaterstück individuell an, sodass es genau auf die jeweiligen Schauspielenden zugeschnitten ist. «Die Musik wird neu komponiert und auch die Kostüme werden für jedes Stück neu genäht», erklärt Simon Burkhalter die aufwendigen Vorbereitungen.
Nachdem in den letzten Jahren bereits erfolgreich Theaterstücke von Jeremias Gotthelf und Simon Gfeller gespielt wurden, widmen sich die Theaterschaffenden auf der Moosegg diesen Sommer erneut dem bekannten Lützelflüher Schriftsteller. Mit einem seiner grössten Werke treibt heuer also die schwarze Spinne ihr Unwesen auf der Moosegg. Es beginnt alles mit einer Taufe im Emmental: Man isst, trinkt und es herrscht vergnügte Stimmung. Da fällt der Taufgesellschaft ein seltsamer Zapfen in einem Baum auf … Die Grossmutter beginnt zu erzählen. Von unschönen Dingen, die vor vielen hundert Jahren Tod und Verderben über Menschen und Vieh gebracht haben …
Die Taufe hätte gestern, heute oder auch übermorgen stattfinden können. Simon Burkhalter hat «Die schwarze Spinne» in eine Fassung überführt, die zeitlos wirkt und über Generationen hinaus Bestand hat. Statt den Teufel als eindeutigen Bösewicht zu zeigen, stellt ihn das Freilichttheater Moosegg als verlockende, verführerische Versuchung dar – als dunkle Macht und wendiges, freches Wesen, das zugleich abstösst und anzieht. Und so fühlt sich die Hebamme Christine anno dazumal für einen kurzen Moment zu der teuflischen Gestalt hingezogen. Ein Kuss, der böse Folgen hat … In ihrer Rolle als Christine überzeugt die Schauspielerin und Kabarettistin
Nicole D. Käser. Mit feinem Gespür und grosser Bühnenpräsenz verkörpert sie die Hebamme Christine eindrucksvoll. Christine ist die zentrale Figur der Geschichte; eine selbstbewusste Frau, die den Pakt mit dem Teufel eingehen will, obwohl der Hoffnungsschimmer auf die Freiheit immer wieder von Bedingungen getrübt wird.
«Was isch eis Läbe, gäge das vore ganze Gsellschaft?»
Die schwarze Spinne basiert zwar auf einer Erzählung aus dem 19. Jahrhundert, dennoch ist der Stoff hochaktuell. Was sind die schwarzen Spinnen unserer Zeit? Wie käuflich ist der Mensch? Wie weit gehen wir, um das zu bekommen, von dem wir glauben, es verdient zu haben? Simon Burkhalter hat die Geschichte zusammen mit der Berner Regisseurin Coco Thalmann mit etwas Leichtigkeit, mit Humor und der nötigen Bescheidenheit perfekt auf die Theaterleute der Moosegg zugeschnitten. Die Produktionsleitung obliegt Ursula Bühler. Noch bis Mitte August wird die schwarze Spinne jeweils von Mittwoch bis Samstag um 20.15 Uhr aufgeführt. Die Moosegg ist via Emmenmatt oder Biglen erreichbar.
Nach beinahe 30 Jahren erfolgreicher Theatergeschichte haben die Verantwortlichen der Freilichtspiele Moosegg mit Dankbarkeit entschieden, das traditionsreiche Theaterprojekt im Sommer 2026 mit Gotthelfs «Hansjoggeli» zu beenden.
Text und Bilder: Petra Schmid
www.freilichtspielemoosegg.ch