«Der Hut passt mir wie angegossen»
08.10.2025 Burgdorf, Kultur, Burgdorf, Bildung, AktuellDer Burgdorfer Schriftsteller und Journalist Hans Herrmann veröffentlichte vor Kurzem seinen neuen Krimi «Seefeld». Der 62-Jährige schreibt seit Jahren Geschichten und Erzählungen jeglicher Art. Zudem ist er sehr kunstinteressiert: Neben der Literatur und Historik faszinieren ihn auch die Musik und das Sagenwesen. Warum der Militärkrimi für den Autor ein sehr persönliches Werk ist und wie seine Bücher entstehen, erzählt er im Gespräch mit der Zeitung «D’REGION».
Erste Schritte in die Autorentätigkeit
Schon in der Jugendzeit war die Literatur ein wichtiges Hobby von Hans Herrmann. «Ich war eine richtige Leseratte», sagt er lächelnd. Doch nicht nur das Lesen, sondern auch das Schreiben war früh ein Thema. Im Gegensatz zu vielen Schülerinnen und Schülern habe er es gemocht, Aufsätze zu schreiben. Besonders, wenn er das Thema frei wählen konnte. Bereits mit 18 oder 19 Jahren wagte Hans Herrmann sich dann an längere Werke. Bald schrieb er Texte in Novellenlänge oder Kurzgeschichten, wobei Letztere, wie er sagt, ein ganz eigener Kosmos mit eigenen dramaturgischen Gesetzen seien.
Wenige Jahre später kamen dann die ersten Texte in Romanlänge dazu. Vorerst schrieb er diese alle nur für sich selbst, bis er schliesslich den Mut fand, die Texte zu veröffentlichen. Die ersten Versuche, einen Verlag zu finden, waren allerdings ernüchternd. «Ich bewahre im meinem Schreibtisch noch immer zwei ganze Ordner voller Absagen auf», lächelt Hans Herrmann. Einige davon hätten immerhin konstruktive Kritik enthalten, doch der grösste Teil waren Standardabsagen. Ende der 1990er-Jahre erhielt Herrmann dann seine erste Zusage: Ein kleiner Verlag aus Deutschland veröffentlichte eines seiner Bücher. Damit war der Grundstein für seine Autorenkarriere gelegt.
Doch wie arbeitet ein Autor eigentlich? Bevor er mit dem Schreiben beginnt, entwickelt Hans Herrmann den Ablauf der Geschichte von A bis Z. Für jedes Kapitel erstellt er dann eine Zusammenfassung. Erst wenn dieser Bauplan steht, arbeitet er Kapitel für Kapitel im Detail aus. Im Lauf dieser Arbeit können, je nachdem, auch noch weitere Kapitel hinzukommen. «Ich schreibe fast ausschliesslich in der Ich-Form. Diese Schreibweise hilft mir, mich besonders intensiv in die Hauptfigur hineinzuversetzen», erklärt der Schriftsteller.
Inspiration aus der Vergangenheit
Inzwischen ist eine beachtliche Anzahl Bücher von Hans Herrmann herausgegeben worden. Die Themen sind vielfältig, doch fast immer spielt die Handlung in der Vergangenheit. «Ich würde mich nicht wohlfühlen, wenn ich über moderne Technik schreiben müsste. Als Geschichtsliebhaber tauche ich lieber in frühere Epochen ein», schildert er. Im Allgemeinen sei er besser bekannt mit den Technologien der Vergangenheit als mit jenen der Gegenwart. Der Hobbyhistoriker hat sich in die verschiedensten Epochen und Themen eingelesen, unter anderem auch in die Geschichte und Kultur des alten Japan.
Eine feste Lieblingsepoche hat er nicht. Spannend findet er alles zwischen dem späten Mittelalter und der Zeitgeschichte. Entsprechend breit gefächert ist sein Werk. Ob Fantasy oder Krimi, fast immer stehen historische Hintergründe oder Mysterien im Mittelpunkt. Oft fliessen auch Sagen in die Geschichten ein, denn auch das Lesen und Erforschen von Sagen ist ein grosses Interesse des Autors.
Ein Hut als Auslöser für den neuen historischen Krimi «Seefeld»
Der Funke für seinen neuen Krimi «Seefeld» kam von einem ganz besonderen Erinnerungsstück: dem Feldweibelhut seines Grossvaters aus dem Aktivdienst. «Manchmal setze ich ihn auf. Er passt wie angegossen», erzählt Herrmann. Dabei habe er sich ab und an gefragt: «Wie wäre es, wenn ich in dieser Zeit gelebt hätte? Was hätte ich getan, wenn ich plötzlich wichtige Aufträge erhalten hätte?»
Während einer Wanderung im Berner Oberland fand Hans Herrmann die passende Kulisse. Die Landschaft und die militärischen Spuren dort prägen das Bild in der Geschichte seines neusten Krimis «Seefeld» entscheidend mit.
Für Herrmann, der sich intensiv mit Geschichte und Sagen beschäftigt, war die Idee besonders reizvoll. Bereits als Bub fasziniert war er von General Henri Guisan, der das Schweizer Militär durch den Zweiten Weltkrieg führte. «Er ist im Roman vielleicht sogar meine liebste Nebenfigur», verrät er.
Im Zentrum von «Seefeld» steht der junge Hauptmann Felix Weidlin. Weidlin ist eine Figur, die bereits in einem anderen Werk Herrmanns die Hauptrolle spielt. Im aktuellen Roman erhält Weidlin direkt vom General den Auftrag, den optimalen Standort für einen geheimen Generalsbunker irgendwo in der Abgeschiedenheit der Alpen zu finden. Weidlin ist ratlos, warum ausgerechnet er ausgewählt wurde. Er ist weder Ingenieur noch Bunkerbauer und hat auch keine Kontakte zu Leuten, die sich in solchen Fragen auskennen. Dann aber erfährt er, dass vor allem sein Wissen über Sagen und sein Flair für Mysteriöses gefragt sei. «Zu viel will ich aber nicht verraten», so Herrmann schmunzelnd.
Das neue Buch wird am Donnerstag, 23. Oktober 2025, um 19:30 Uhr an einer Vernissage in der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf vorgestellt. Zudem findet am Mittwoch, 5. November 2025, in der Bübü Handels GmbH in Hasle Rüegsau eine Lesung statt.
Text: Rosie Schenk
Bild: zvg