Stadtratssitzung im Dezember

  17.12.2025 Burgdorf, Politik, Burgdorf

An der Dezember-Stadtratssitzung konnte Stadtratspräsident Philipp Schärf alle 40 Stadträtinnen und -räte begrüssen. Nach dem Tätigkeitsbericht des Stadtratspräsidenten überbrachte Stadtpräsident Stefan Berger die erfreuliche Nachricht, dass die Gemeinde Burgdorf neu Pauschalabgeltungen für ihre Zentrumsfunktion erhalten werde. Das bestätigte eine entsprechende Abstimmung im Grossrat.

Rückweisungsantrag für den Schulbau Aebimatte
Im Rahmen der Schulraumentwicklung konnte Anfang 2025 die Projektvorbereitung für den Schulneubau auf der Aebimatte (beim Gsteighofschulhaus) ausgelöst werden. Die Verantwortlichen erarbeiteten Grundlagen für einen Gesamtleistungswettbewerb. Schulraum ist knapp und darum ist dem Gemeinderat (GR) ein schlankes und speditives Vorgehen wichtig. Mit einem entsprechenden Investitionskredit sollen darum gleichzeitig Planungs- und Baukredit bewilligt und ausgelöst werden.
Aus Nachhaltigkeits- und Kostengründen sind Holzmodul- oder Elementbauten gegenüber Containerprovisorien zu bevorzugen. Mit dem aktuellen Antrag soll die dringend benötigte Rochadefläche auf der Aebimatte in Angriff genommen werden.
Die Planung sieht die Inbetriebnahme des Schulbaus für Ende 2028 vor. In einer ersten Phase zügeln die Schüler/innen der Schulanlage Pestalozzi in diesen Neubau, damit das Pestalozzi-Schulhaus saniert werden kann. Danach wechseln die Schüler/innen des Schulhauses Gsteighof in die Aebimatte, um ihre Schulanlage für eine Sanierung freizugeben. Diese Phase dauert rund zehn Jahre.
GR Theophil Bucher beteuerte, dass der Schulbau Aebimatte ein wichtiger Puzzlestein für die Schulraumplanung sei. Nicht nur die zentrale Lage sei ideal, sondern auch die Grösse des Gebäudes. Wenn nicht zügig gehandelt werde, seien diverse Provisorien nötig, was unökologisch sei und schlussend­lich Mehrkosten auslöse. Mit diesem Ersatzbau sei auch während des Umbaus eine hohe Unterrichtsqualität garantiert. Das entspreche der Sanierungsstrategie und berücksichtige ökologische Aspekte. Der Bau umfasst 76 Räume auf 4000 Quadratmetern. Welchen Zweck das Gebäude nach der zehnjährigen Sanierungsphase der Schulen haben wird, kann nicht abschliessend geplant werden. Der multioptionale Bau erlaubt auch andere Nutzungen. Er kann abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Die voraussichtlichen Kosten belaufen sich auf rund 26,5 Millionen Franken. Auf die Ausschreibung des Holzmodul- und Holzelementbaus, die in den Kompetenzbereich des GR fällt, haben sich bereits elf namhafte Schweizer Unternehmen gemeldet.
Die anschliessende Diskussion zeigte deutlich, dass der gesamte Stadtrat (SR) die Tatsache, dass Burgdorf mehr Schulraum benötigt, unterstützt. Doch das Vorgehen und die voraussichtlichen Kosten standen in der Kritik. Darum formulierten Die Mitte, SVP/EDU, FDP, GLP und König Jonas Lauwiner im Dienst für die Burgdorfer einen überparteilichen Rückweisungsantrag «Schulhaus Aebimatte». Sie forderten damit den GR auf, die Vorlage zu überarbeiten: Sie verlangen eine der Situation der Stadt Burgdorf angemessene Gewichtung der Kosten. Eine räumliche Anpassung des Schulhauses sowie die Recyclingfähigkeit der Baustoffe sollen gewährleistet sein, doch auf eine Demontage und einen Transport des gesamten Komplexes soll verzichtet werden. Auch ein Untergeschoss sei nicht zwingend notwendig. Zudem soll die Definition der Holzbauweise offener formuliert werden.
Seitens der SP erklärte Fabian Käsermann die Zustimmung zu diesem Projekt. Seine Partei stelle Qualität, Nachhaltigkeit und Flexibilität in den Vordergrund. Diese Meinung unterstützt die EVP, jedoch kritisierte Esther Liechti-Lanz das Schweigen der GPK (Geschäftsprüfungskommission) zum Thema. Eine Äusserung der GPK hätte zu mehr politischer Transparenz geführt. Roger Aebi (Die Mitte) unterstützte die Überarbeitung des Kreditantrags. Der Quadratmeterpreis sei höher als bei vergleichbaren Neubauten und offene Fragen zu Veloabstellplätzen erforderten weitere Abklärungen.
Christian Hedinger (Grüne) stellte sich hinter den GR. Die Ausschreibung sei korrekt. Wenn dem nicht so wäre, könnte man klagen. Jürg Kämpf (FDP) stellte fest, dass bei der Schaffung des Schulhauses Aebimatte viele Strategien (Klima- und Schulraumstrategie) berücksichtigt würden, ausser der finanziellen. Er kritisierte die tendenziöse Ausschreibung, die sich auf die Holzmodulweise beschränke. Auch Ueli von Känel (GLP) bezeichnete die Ausschreibung als suboptimal, weil sie zu stark einschränke und dadurch neue Ideen verhindere. Die Kosten sollten besser validiert werden, denn wenn es um über 26 Millionen Franken gehe, irritiere dieser Zeitdruck. Seine Partei unterstütze darum den Rückweisungsantrag. Zeitdruck funktioniere nicht, mahnte auch Jonas Lauwiner. Die Vorgehensweise sei: rückweisen, überarbeiten und geschickt anwenden.
GR Theophil Bucher verteidigte das Projekt. Die Vorgaben für die Ausschreibung machten Sinn, sonst bewege man sich in einer Endlosschlaufe. Die Kosten von rund 26 Millionen Franken könnten auch tiefer ausfallen.
Hans Rudolf Kummer, Leiter der Bildungsdirektion, steht hinter dem Standort Aebimatte und unterstrich das Bedürfnis nach gutem Schulraum. Rudolf Holzer, Leiter der Baudirektion, erklärte: Weil schnelles Handeln gefragt sei, biete ein Holzmodulbau beste Voraussetzung, denn er könne später anderweitig genutzt werden.
GR Michael Ritter ergänzte, bei einem Rückweisungsantrag gehe Zeit verloren und die Wahrscheinlichkeit, dass mit Containern der Platzmangel überbrückt werden müsse, steige.
Die Spannung im Gemeindesaal war deutlich spürbar, als der Stadtratspräsident zur Abstimmung aufrief. Das Resultat fiel knapp aus: 19 stimmten für den Investitionskredit, 21 für den Rückweisungsantrag. Damit liegt der «Ball» wieder beim GR.

Verwaltung und Datenschutz auf dem Prüfstand
Yves Greisler informierte für die GPK über die Verwaltungskontrolle 2025. Die jährliche Kontrolle ist eine Momentaufnahme, die auf Aussagen befragter Mitarbeitender der Verwaltung und auf Beobachtungen basiert. Daraus leitet die GPK Erkenntnisse ab und formuliert zuhanden des GR den möglichen Handlungsbedarf. Die Finanzdirektion hat, wie bereits bei der letzten Kontrolle, einen guten Eindruck hinterlassen. Ein gewisser Handlungsbedarf bestehe in der Kommunikation, beim Erkennen von Schlüsselprozessen und bei der Regelung der Verantwortlichkeiten bei direktionsübergreifenden Projekten.
Zwei Anzeigen wegen Verletzung des Datenschutzes gingen ein. Sie wurden bearbeitet und die Datenschutzlücken geschlossen.

Sprachliche Gleichbehandlung der Geschlechter     
Der GR wurde von den Grünen beauftragt, die sprachliche Gleichbehandlung aller Geschlechter in der internen wie externen Kommunikation der Stadt abzubilden. Dazu müsste die Stadt ein offizielles und obligatorisches Sprachmittel wie den Genderstern oder den Genderdoppelpunkt nutzen. Bis jetzt war die Anwendung dieser Zeichen in der Verwaltung untersagt.
Ein dritter Geschlechtseintrag in städtischen Formularen wurde im Mai 2024 in Form eines Postulats angenommen und zeigt, dass Burgdorf auch Leute ausserhalb des binären Spektrums unterstützt. Darum wäre die oben erwähnte Anpassung ein logischer Schritt, so die Argumentation der Grünen.
Stadtpräsident Stefan Berger erklärte, dass dieses Thema in die Zuständigkeit des GR falle. Die Stadt orientiere sich an den Grundsätzen des Kantons Bern und am Sprachleitfaden der Bundeskanzlei. Diese verwenden nach Möglichkeit Formulierungen, die keine Zuordnung zu einem Geschlecht zeigen, sondern allgemeine Geltung haben. Ist das nicht möglich, so verwenden sie die weibliche und die männliche Form, um keinem Geschlecht einen Vorrang einzuräumen. Auch die deutsche Rechtschreibung bekräftige, dass Genderzeichen nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören.
Der GR steht hinter dem ersten Teil des Auftrags, lehnt aber den zweiten Teil ab. Dementsprechend änderte er den Wortlaut auf: «Der Gemeinderat wird beauftragt, für die interne und externe Kommunikation der Stadt geschlechtsneutrale Formulierungen zu verwenden. Dabei orientiert er sich an den Vorgaben und Leitfäden von Bund und Kanton.»
Vicky Müller (Grüne) möchte mit speziellen Genderzeichen verhindern, dass jene, die sich weder als Frau noch als Mann fühlen, in die Unsichtbarkeit versinken. Geschlechtsneutrale Sprache sei unpräzis, Genderzeichen würden Klarheit schaffen. Mit dem neuen Wortlaut ändere sich nichts und darum bestehe Müller persönlich auf dem Originalwortlaut.  
Auch Anette Vogt (SP) ist echte Gleichstellung ein Anliegen. Mirjam Kalbermatten (SVP) erwähnte, dass für Menschen mit bestimmten Beeinträchtigungen die Anwendung des Gendersterns technisch schwierig anzuwenden sei. In der Bundesverfassung stehe, dass Minderheiten unterstützt werden, ergänzte Esther Liechti-Lanz (EVP).
Für die Annahme des Originalwortlauts stimmten 18, für die Annahme des neuen Wortlauts 22 Personen. Der Antrag mit dem neuen Wortlaut wurde mit 33 Ja- und 7 Nein-Stimmen deutlich angenommen und abgeschrieben.    
 
Aufwertung des Kronenplatzes       
Mit einem überparteilichen Auftrag wollen SP, EVP und Grüne den Kronenplatz schnellstmöglich mit zusätzlichem Schatten ausstatten, damit ein attraktiverer Begegnungsort entstehe. Die Parteien schlagen vor, entweder Pflanzkübel mit Bäumen, Sonnenschirme, Sonnensegel oder die Bepflanzung des Kronenplatzes mit weiteren Bäumen zu prüfen.
Stefan Berger ist betreffend Hitzeminderung in der Stadt auf verschiedenen Ebenen aktiv. Die Begrünung des Kronenplatzes sei momentan eher problematisch. Er sei nicht nur Begegnungsort, sondern auch Bus-Warteraum, Standort für Marktstände, Veloabstell- und Umschlagplatz. Zudem enthalte der Platz bereits diverse gestalterische Elemente wie den historischen Brunnen, Sitzbänke, eine Platane, Hinweisschilder oder Spielgeräte. Es gelte zudem, Vorgaben für die denkmalgeschützte Altstadt zu berücksichtigen. Der GR will im Zusammenhang mit dem Stadtentwicklungskonzept auch die Gestaltung, die Beschattungsmöglichkeiten und die Sicherheitsaspekte einbeziehen.
Debra Marti (SP) möchte, dass dieser Auftrag prioritär behandelt wird und nicht erst mit dem Stadtentwicklungsprojekt.
Der Antrag wurde mit 28 Ja- gegen 12 Nein-Stimmen deutlich angenommen.

Velowaschstation für die Stadt
Adrian Merz (Grüne) forderte den GR auf, die Anschaffung oder Miete einer fest installierten Velowaschanlage auszuloten und auszuführen. Als Begründung führte er an, dass Burgdorf als Velomodellstadt seit vielen Jahren kaum in die Veloinfrastruktur investiert habe. Mit dem Ziel einer kontinuierlichen Förderung des Veloverkehrs kann sich GR Theophil Bucher einverstanden erklären. Ein wichtiger Bestandteil sind neben einem qualitativ hochwertigen Velowegnetz auch genügend Abstellplätze, welche durch ergänzende Infrastrukturen wie eine Velowaschanlage komplettiert werden könnten. Eine entsprechende Prüfung bei der zukünftigen Planung sehe er vor. Der vom GR vorgeschlagene neue Wortlaut heisst: «Der Gemeinderat wird aufgefordert, die Möglichkeit zur Anschaffung oder Miete einer fest installierten Velowaschanlage zu prüfen.»
Doch Adrian Merz bestand auf seinem Wortlaut, denn er wolle nicht nur prüfen, sondern ausführen. In der anschliessenden Diskussion fanden die einen, die Velofahrer/innen könnten ihr Fahrrad zu Hause putzen, die anderen schlugen bereits einen Standort für eine Waschanlage vor.
Der Originaltext bekam 10, die Wortlautänderung des GR 30 Stimmen. Die Schlussabstimmung für den Vorschlag des GR ergab 23 Ja- gegen 17 Nein-Stimmen.

Themen rund um den Friedhof – Friedhofcafé und Grabbepflanzung
Die SP reichte eine Interpellation beim GR ein. Sie bittet um eine Stellungnahme zum Führen eines Friedhofcafés. Ein Friedhofcafé würde die Trauerkultur bereichern, die Gemeinschaft stärken und einen Ort der Begegnung schaffen.
Der GR entgegnete, ein gastronomischer Betrieb müsste auf Wirtschaftlichkeit und Tragbarkeit geprüft werden. Der GR ist sich bewusst, dass es schwierig ist, für eine «Grebt» ein Restaurant zu finden. Eine Anfrage bei einem Cateringunternehmen, ob dieses allenfalls interessiert wäre, hier einzuspringen, lehnte er aus wirtschaftlichen Gründen ab.
Die SP zeigte sich teilweise befriedigt von der Antwort. Vielleicht fühle sich ein Verein oder eine andere Gruppierung angesprochen und möchte diese Aufgabe übernehmen?  
Bei den Tarifen für Grabbepflanzung wurde festgestellt, dass die Rahmentarife nicht korrekt berechnet worden waren. Dieser Fehler entstand bei der Teilrevision 2014, als die Laufzeit der Bepflanzungsverträge von 20 auf 25 Jahre erhöht wurde. Die Anpassung des Rahmentarifs hat keine direkten finanziellen Auswirkungen. Es ist lediglich eine Anpassung der formell gesetzlichen Grundlagen im kommunalen Bestattungswesen erforderlich.
Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Burgdorfer Stadtratsbüro 2026 und Personelles    
Alle vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten wurden einstimmig gewählt: Stadtratspräsident 2026 wird der Grüne Adrian Merz, 1. Vizepräsident Urs Wüthrich (EDU) und 2. Vizepräsidentin Gabriela Bannwart (SP). Ebenfalls einstimmig gewählt wurden die Stimmenzähler Jürg Grimm (FDP) und Marcel Suter (Die Mitte).   
Vicky Müller (Grüne) und Ian Thompson (GLP) demissionierten im SR auf Ende 2025. Sie wurden durch ihre Parteikollegen/-innen herzlich verabschiedet.
Stadtratspräsident Philipp Schärf verabschiedete sich nach sieben Sitzungen und über 30 Anlässen, in denen er die Stadt und die Menschen, die hier leben, anders kennengelernt habe. Es sei eine fordernde Zeit gewesen, doch diese hinter sich zu lassen, stimme ihn wehmütig. Er schloss seine Rede mit den Worten: «Mir schaffe das alls nur zäme.»

Text und Bild: Helen Käser


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