Der Biergeschichte von Burgdorf auf der Spur
15.05.2025 Burgdorf, Kultur, Gesellschaft, AktuellVergangenen Mittwochabend, 7. Mai 2025, liessen sich acht Bier-Interessierte von Stadtführer Lorenz Rebmann durch die Zähringerstadt führen. Dabei wurden sie auf unterhaltsame Art und Weise über die Bierentwicklung in Burgdorf informiert. Burgdorf hat eine bewegte und sehr lange Biergeschichte. Die Stadt wurde schon sehr früh als idealer Standort mit gutem Quellwasser und passenden Lagermöglichkeiten in den Sandsteinfelsen erachtet. Es gab Zeiten gegen Ende des 19. Jahrhunderts, da wurde sie ihrer vielen Brauereien und des qualitativ hochstehenden Biers wegen «Klein München» genannt.
Burgdorfs Biergeschichte geht zurück bis ins Jahr 1751, als in der Oberstadt die Brauerei Christen eröffnet wurde, gegründet vom Bäcker Emanuel Grimm, was kein Zufall war, denn backen und brauen benötigen teilweise die gleichen Grundstoffe. 178 Jahre später wurde die Brauerei aufgegeben, der dazugehörende Felsenkeller wurde von der Brauerei Feldschlösschen aus Rheinfelden übernommen, womit die Christen-Bier-Ära zu Ende ging. So um das Jahr 1800 wurde die Brauerei Lochbach gegründet, genannt Biersiederei, die ebenfalls nach dem Ersten Weltkrieg geschlossen wurde. Im Jahr 1871 wurde etwas sehr Grosses geschaffen, nämlich die Brauerei Steinhof. Sie war mit der neuesten Technik ausgerüstet und in ihren riesigen Kellern hatten die Besitzer die Möglichkeit, 40 Hektoliter Bier zu lagern. Kühlgeräte gab es zu dieser Zeit noch nicht, es wurde Eis aus den Gletschern hertransportiert und in einem Eisreservoir gelagert. Die Brauerei Steinhof war die damals modernste Bierbrauerei der Schweiz, die ihr Bier sogar bis nach Paris exportierte. In der Krisenzeit um 1921 (nach dem Ersten Weltkrieg) wurde infolge Rohstoffmangels der Betrieb eingestellt und die Brauerei Feldschlösschen aus Rheinfelden übernahm die Kunden und das Personal.
Was hat die Religion mit Bier zu tun?
Das erste in der Schweiz genannte Bierrezept kam aus dem Kloster St. Gallen. Die Klöster brauten Bier, um es während der Fastenzeit als flüssige Nahrung zu brauchen. Im Jahr 1883 wurde an der Landesausstellung in Zürich erstmals das Bierbrau-Handwerk vorgestellt. Bereits kurz danach gab es in der Schweiz 530 Braubetriebe, im Jahr 1939 gab es nur noch deren 59 und heute an die 1500, die registriert sind. Noch bis nach Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das Bier in der Schweiz gegenüber dem Wein einen schweren Stand, bis die Reblaus die Traubenernten zerstörte und der Wein knapp wurde.
Der Geburtstag des «Burgdorfer Biers»
Nach einer rund 80 Jahre andauernden Durststrecke war eine Gruppe junger Männer daran schuld, dass in Burgdorf seit dem Jahr 1999 wieder einheimisches Bier gebraut wird. Die ersten paar Jahre geschah dies im Schützenhaus, wo die Gasthausbrauerei eingerichtet worden war und heute noch zu sehen ist, jedoch bald zu wenig Platz bot.
Am 18. April 1999 wurde das erste Bier im Schützenhaus gebraut. In den folgenden sieben Monaten wurden bereits 415 Hektoliter hergestellt. Mehr Platz bot kurz nach der Jahrtausendwende und bis heute das Kornhaus. Die Gasthaus-Brauerei wurde zur Aktiengesellschaft, wobei niemand die Aktienmehrheit besitzt. Heute zählt die Burgdorfer Gasthausbrauerei AG zahlreiche Aktionärinnen und Aktionäre, deren Rendite im wahrsten Sinn des Wortes an der Generalversammlung in Form von Biergenuss ausgeschüttet wird.
Lorenz Rebmann gehört zum neunköpfigen Team, das im Auftrag der Stadt Burgdorf als Stadtführer/innen unterwegs ist. Er betreut auch seine selbstentwickelte «BierKulTour». Während seinen Ausführungen über das beliebte Getränk erwähnt Lorenz Rebmann auch viele interessante geschichtliche Ereignisse der Stadt Burgdorf.
Jeden ersten Mittwoch in den Monaten April bis Oktober gibt es die Möglichkeit, sich einer Tour durch die Stadt anzuschliessen und mehr über Geschichte und Geschichten der Stadt Burgdorf und deren Umgebung wie auch der ansässigen Menschen zu erfahren. Eines ist sicher, es ist sehr spannend. Lorenz Rebmanns interessante Ausführungen wurden mit begeistertem Applaus honoriert.
Rosmarie Stalder