Ein Abenteuer durch den Süden Afrikas

  30.07.2025 Burgdorf, Aktuell, Gesellschaft

Südafrika – Botswana – Zimbabwe – Mosambik – Namibia, so lautet die Route, die die Burgdorferin Claudia Buschor ab September dieses Jahres mit ihrem Landrover Defender in Angriff nehmen wird. Die Fahrstrecke von rund 6700 Kilometern führt sie quer durch den Süden Afrikas. «Ich gebe zu, dass es eine etwas verrückte Reise ist», lacht Claudia Buschor. Ende August fliegt sie nach Kapstadt und startet dort in ihr sechsmonatiges Abenteuer. Rund einen Monat vor Reisestart kann die 55-Jährige diesen kaum erwarten: «Es steckt sehr viel Vorbereitung darin, nun will ich einfach nur noch, dass es losgeht.»

Die Faszination Afrika
Doch wie kam Claudia Buschor überhaupt auf die Idee für ihre Reise? Die Antwort liegt in der grossen Begeisterung für die afrikanischen Länder, welche sie hegt. «Ich durfte bereits rund 20 afrikanische Länder besuchen. Seit meiner ersten Reise auf den afrikanischen Kontinent im Jahr 2016 lässt mich die Faszination nicht mehr los», erzählt Claudia Buschor. Die Farben, die Landschaft, die fröhlichen Leute, deren Leben in einfachen Verhältnissen verbunden mit einer enormen Dankbarkeit, seien der Grund für ihre Faszination, wie sie mit einem Funkeln in den Augen erzählt. Im Jahr 2019 arbeitete sie für eine Weile in einem Park in Südafrika. «Ich wusste schon damals, als ich zurück in die Schweiz kam, dass ich wieder und wieder auf den Kontinent zurückkehren würde», erinnert sie sich. Bei sogenannten Explora-Vorträgen, an welchen Reisende von ihren Erlebnissen erzählen, hörte sie einem Mann zu, der mit dem Fahrrad durch Afrika gereist war. «Ich war sofort von seiner Geschichte inspiriert, wusste aber, dass das Reisen mit dem Velo für mich nicht infrage kommen würde. So kam mir schliesslich die Idee, eine ähnliche Reise mit dem Auto zu planen.» Ihren Ideen liess Claudia Buschor Taten folgen. Sie kaufte sich einen Landrover Defender mit Jahrgang 2003, welchen sie liebevoll «Imani» – was auf Swahili für Hoffnung steht – nennt. Mit Imani wird Claudia Buschor die rund 6700 Kilometer ab September unter die Räder nehmen.
Aktuell sei der Zeitpunkt für ihre Reise ideal, um eine Auszeit vom Berufsleben zu nehmen und mit ihrer Reise einen lang gehegten Traum zu erfüllen. Die studierte Betriebswirtschafterin bezieht für die Reise durch den Süden Afrikas einen sechsmonatigen unbezahlten Urlaub. «Die Rückkehr ist also fest eingeplant», lächelt sie und ergänzt: «Ich bin zwar schon immer gerne auf Reisen gegangen, die Heimkehr empfinde ich jedoch jeweils als genauso schön.» Ihre erwachsenen Kinder, ihre Mutter sowie den Rest der Familie werde sie vermissen, ansonsten stehe die Vorfreude auf das Ungewisse und das Abenteuer im Fokus.

Viel Vorbereitung und ein eingespieltes Team
In der bald beginnenden Reise von Claudia Buschor steckt viel Planung und Vorbereitung. Mit ihrem Landrover «Imani» absolvierte sie ein Sandfahrtraining in Tunesien sowie einen Offroadfahrkurs im Jura. Diese Trainings, gerade das in Tunesien, haben Claudia Buschor und ihr Auto zu einem eingespielten Team zusammengeschweisst. «Hätte mir jemand vor zwei Jahren gesagt, dass ich mir ein Auto kaufen, dieses als Teammitglied betrachten und ihm sogar einen Namen geben würde, hätte ich wohl lauthals lachen müssen», erzählt sie ebenfalls mit einem Lachen im Gesicht. Doch schliesslich sei sie auf das Auto angewiesen. Dieses wurde bereits nach Südafrika verschifft und wartet dort auf Claudia Buschor. «Ich freue mich auf den Moment, Imani wiederzusehen, einzusteigen und einfach loszufahren.»
Claudia Buschor bringt eine grosse Portion Mut und Abenteuerlust mit. Dennoch gibt es gewisse Gefahren und Herausforderungen, welche ihr bewusst sind: «Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass ich mit dem Auto irgendwo stecken bleiben oder eine Panne haben werde», erzählt sie. Um kleinere allfällige Pannen reparieren zu können, hat Claudia Buschor im Vorfeld einen Buschmechanikerkurs absolviert. «Zu Beginn des Kurses wusste ich nicht mal, was ein Drehmomentschlüssel ist. Nun kenne ich aber meinen Wagen sowie allfällige Ersatzteile, weiss, wo sich was befindet, und kann kleinere Reparaturen selber ausführen», hält sie fest. Eine andere Gefahr sind Tiere und Menschen: «Wobei ich Letztere mehr fürchte. Es ist leider eine Tatsache, dass ein Raub ein mögliches Gefahrenszenario ist.» Claudia Buschor überlegte lange Zeit, eine Waffe auf die Reise mitzunehmen, entschloss sich jedoch dagegen. «Eine Waffe kann schliesslich auch auf einen selber gerichtet werden. Ich habe jedoch eine 120-Dezibel-Pfeife dabei, mit welcher ich auf mich aufmerksam machen kann. Zudem habe ich in meinen Wagen zwei verschiedene Safes einbauen lassen, damit mein Reisepass gesichert ist und ich Wertsachen etwas verteilen kann.»
Den möglichen Gefahren zum Trotz überwiegt bei Claudia Buschor die Vorfreude. Auch ihr engstes Umfeld zeigt Begeisterung für ihr Vorhaben. «Meine 82-jährige Mutter ist fasziniert von der Idee und wird mich, falls alles klappt, im Januar in Botswana oder Namibia besuchen kommen.» Etwas weniger Verständnis für ihr Vorhaben sei eher im weiteren Umfeld auszumachen. Oft werde sie von Leuten gefragt, weshalb sie die Reise alleine antrete. «An einem Explora-Vortrag sagte mir ein weitgereister Mann, als er von meinen Plänen erfuhr: ‹Claudia, mach es alleine, es tut was mit dir›. Diese Worte konnte ich nicht mehr vergessen.»

Start in Kapstadt und eine Ausbildung zum Safariguide
Die ersten Tage in Kapstadt werden für Claudia Buschor primär noch bürokratisch geprägt sein. Haftplichtversicherung sowie einige Visaangelegenheiten lassen sich erst vor Ort klären. Erst dann geht es in Richtung Botswana. Auf dem Weg dorthin wird Claudia Buschor, noch in Südafrika, eine zweimonatige Ausbildung zum Safariguide machen. «Diese Ausbildung mache ich einfach für mich und nicht etwa, weil ich irgendwann als Safariguide arbeiten möchte.» Die Ausbildung sei enorm vielseitig und biete eine grosse Bandbreite an Wissen – von Meteorologie über verschiedenene Tiere und Insekten bis zur Pflanzenwelt – um nur einiges zu nennen – welches auch abseits einer Safari von Nutzen ist. Aber natürlich helfen diese Kenntnisse primär auf der Reise, bei welcher sie sowohl auf unterschiedliche Wetterbedingungen als auch auf zahlreiche Tiere treffen wird. Nach dieser Ausbildung endet die Struktur im Alltag von Claudia Buschor und sie und Imani sind auf sich gestellt. «Ich freue mich extrem darauf, einfach durch das Land zu fahren, ganz frei von Verpflichtungen», blickt die Burgdorferin voraus. «Am Morgen aufzustehen und in der Natur in grösster Ruhe Kaffee oder Tee zuzubereiten und diesen dann zu geniessen, stelle ich mir unglaublich schön vor.» Oft wird sie über Feuer kochen, worauf sie sich sehr freut. «Es ist das einfache Leben, welches bei mir für diese grosse Euphorie sorgt.»
Übernachten wird Claudia Buschor mit einigen wenigen Ausnahmen stets in ihrem Landrover Defender. Campieren in der absoluten Wildnis ist verboten, weshalb sie sich auf uneingezäunten Stellplätzen einquartieren und dadurch mit Sicherheit dem einen oder anderen Tier begegnen wird. «Ich bin gespannt, wie lange ich beim Eindunkeln draussen sitzen werde, wenn die ersten Tiergeräusche ertönen», lacht sie. Im Gespräch mit Claudia Buschor bemerkt man nebst ihrer Euphorie, dass sie zwar Respekt, aber keineswegs Angst vor ihrem grossen Abenteuer hat. Ein Umstand, genauso beeindruckend wie ihr gesamtes Reisevorhaben.

Text: Joel Sollberger
Bilder: zvg


In einer wiederkehrenden Kolumne wird Claudia Buschor in der Zeitung «D’REGION» von ihren Erlebnissen und ihrer Reise berichten.


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