«Einer muss wach bleiben» – szenische Lesung
03.09.2025 Burgdorf, Burgdorf, Kultur, Gesellschaft, AktuellOftmals begegnen wir ihnen täglich und nehmen sie dabei manchmal mehr, manchmal weniger wahr. Die Rede ist von Menschen am Rande der Gesellschaft. Genau diese Menschen rückt die neuste Produktion von TheAterWerk/EMOZION, bestehend aus dem Schauspielerpaar Christina Egli und Daniel Rothenbühler sowie Philippe Moser, mit ihrer szenischen Lesung «Einer muss wach bleiben» ins Zentrum. «Randständige Menschen, wenn es sich in der Lesung auch um fiktive Figuren handelt, stehen im Fokus, während das Publikum für einen Moment an den Rand rückt», ist sich das Trio einig. Dabei griff das eingespielte Team auf den bekannten Autor und Journalisten Hans Herrmann zurück, welcher die szenische Lesung schrieb. «Es sind zunehmend nicht nur ‹klassische› Randständige mit Alkohol- oder Drogenproblemen, die am Rande der Gesellschaft stehen, sondern auch einsame, autistisch geprägte, angstgeplagte, überforderte oder ausgebrannte Menschen, welche nicht mehr der gesellschaftlichen Norm entsprechen», hält der Autor fest. So handelt die neuste Produktion vom Obdachlosen, der in der Bahnhofsunterführung Tag für Tag mit einem leeren Kaffeebecher «um etwas Münz» bettelt, von der hyperintelligenten, gesellschaftlich isolierten und autistischen Philosophin, vom gediegenen, künstlerisch anspruchsvollen Transvestiten, der beruflich zwar stets von Menschen umgeben ist, jedoch privat in Einsamkeit und Melancholie lebt. «Es sind Figuren und Geschichten, die einen berühren», hält Schauspielerin Christina Egli fest. «Einer muss wach bleiben» lässt folglich drei unterschiedliche Figuren zur Sprache kommen, die mit sich selbst, zum Publikum, aber kaum miteinander sprechen. «Ihr fragt euch sicher schon längst, wovon ich lebe. Vom Erbe meiner Eltern, das schrumpft und schrumpft. Wofür ich lebe? Dafür, die Wahrheit herauszufinden. Jemand muss es tun. Es ist eine wichtige Aufgabe. Aber psst … Die Wahrheit ist gefährlich», heisst es etwa.
Drei Vorstellungen im Alten Schlachthaus
Als Spielort ihrer neusten Produktion haben sich Christina Egli, Daniel Rothenbühler und Philippe Moser das Museum Bernhard Luginbühl im Alten Schlachthaus in Burgdorf ausgesucht. «Nachdem wir viele unserer früheren Produktionen im Marktlaubenkeller gezeigt haben, war es nun Zeit für etwas Neues», so Philippe Moser, welcher für die Klangkulisse und das Organisatorische verantwortlich ist. «Das Alte Schlachthaus mit den beeindruckenden Werken aus Eisen steht sinnbildlich für das Thema der szenischen Lesung. Die Kulisse wird dabei bewusst unverändert gehalten, damit die einmalige Atmosphäre sowie die Werke von Bernhard Luginbühl aufgenommen werden und zur Geltung kommen können. Die Protagonisten werden somit gewissermassen in die Ausstellung integriert», so Regisseur Daniel Rothenbühler.
Das Publikum darf sich auf eine szenische Lesung freuen, bei der Schauspiel mit Musik und Geräuschen verschmilzt und die auf berührende Art diejenigen Menschen ins Zentrum stellt, welche sich ansonsten eher am Rand der Gesellschaft befinden.
Text: Joel Sollberger
Freitag, 12. September 2025, 20.00 Uhr; Samstag, 13. September 2025, 19.00 Uhr; Sonntag, 14. September 2025, 19.00 Uhr. Museum Bernhard Luginbühl, Altes Schlachthaus, Metzgergasse 15, Burgdorf. Eintritt Fr. 20.–, ermässigt Fr. 15.–. Tickets unter www.eventfrog.ch sowie an der Abendkasse.