Freiwilligenarbeit kann bereichernd sein
09.07.2025 Burgdorf, Gesellschaft, RegionIn allen Entlastungsdienstleistungen des SRK Kanton Bern, Region Emmental, fehlen Freiwillige. Kathrin Grossmann, Teamleiterin Rotkreuz-Fahrdienst, betont: «Leider wird es immer schwieriger, neue Freiwillige zu finden.» Dabei stelle sich immer die Frage, wie die frisch Pensionierten erreicht werden könnten und ob die Werbung vom Zielpublikum überhaupt wahrgenommen werde. Viele hätten auch Angst davor, dass sie dann als Fahrerin oder Fahrer zu viel ihres Alltags verplant hätten. Diesem Bedenken hält Kathrin Grossmann entgegen: «Die Freiwilligen können jederzeit selbst entscheiden, ob sie die einzelnen Termine annehmen oder nicht. Auch längere Abwesenheiten sind für die Koordination kein Problem.»
Silvia Hirsig, Fachspezialistin Betreuung Entlastung Angehörige, sucht zum einen Freiwillige, welche Kundinnen und Kunden besuchen, mit ihnen plaudern, spielen, basteln, singen sowie einen Spaziergang oder einen Ausflug machen. «Dazu braucht es einfach ein offenes Ohr und die Bereitschaft, regelmässig ein bis zwei Stunden Zeit zu verschenken», betont Silvia Hirsig. Zum anderen sucht sie freiwillige Mitarbeitende, welche Erfahrung in der Entlastung und Betreuung mitbringen oder im Idealfall über einen beruflichen Pflege- und Betreuungshintergrund verfügen. Durch die Einsätze dieser Freiwilligen sollen Angehörige, die stark in die Betreuung eines Familienmitglieds eingebunden sind, entlastet werden. Die Einsätze richten sich nach den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden und dauern zwischen zwei und vier Stunden. Während der Abwesenheit der betreuenden Person werden einfach deren Aufgaben übernommen. Weiter werden auch in der palliativen Betreuung Freiwillige eingesetzt. Diese sollten über eine Ausbildung in der Pflege verfügen, den Lehrgang in Palliative Care absolviert haben oder bereit sein, diesen zu besuchen. Die Einsätze in palliativer Begleitung werden oft auch in der Nacht geleistet.
Freiwilligenarbeit bereichert das Leben
Andreas Schaer aus Burgdorf ist seit seiner Pensionierung als Rotkreuz-Fahrer unterwegs. «Auf die Pensionierung hin kam eine Anfrage, ob ich mich nicht als Fahrer betätigen möchte, und ich sagte ganz spontan zu», erzählt der Rentner. Damals wusste er noch nicht, wie diese Freiwilligenarbeit das Leben bereichern kann. «Ich staune immer wieder über das Vertrauen, das mir auch unbekannte Klientinnen und Klienten schenken, und darüber, dass sie mir sehr Persönliches erzählen.» Er freut sich, dass er – bis auf ein paar wenige Ausnahmen – wirklich nur von positiven Erlebnissen berichten kann. Wichtig sei auch noch, dass das Auto die notwendigen Voraussetzungen erfülle, damit die Kundinnen und Kunden gut einsteigen könnten, aber auch Platz vorhanden sei, um einen Rollator einzuladen. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er die Fahrgäste jeweils auch in die Arztpraxis oder in die Abteilung im Spital begleitet, wo er diese dann auch wieder in Empfang nimmt. Andreas Schaer möchte etwas nicht unerwähnt lassen: «Seit der Einführung der App-Lösung für das Mobiltelefon, auf welcher der Fahrauftrag mit genauen Angaben sowie ein einfaches Rapportsystem zu finden sind, fallen für uns Freiwillige kaum mehr administrative Arbeiten an.» Dadurch sei diese Freiwilligenarbeit noch attraktiver geworden.
«Als Rotkreuz-Fahrer lernt man, Geduld zu haben und dies die Klientin oder den Klienten auch spüren zu lassen, denn in Arztpraxen und in Spitälern fallen teils immens lange Wartezeiten an», betont Andreas Schaer und ruft abschliessend auf: «Macht doch auch mit, denn Zeit schenken ist unbezahlbar und gibt viel Befriedigung. Und übrigens: Man muss nicht bis zur Pensionierung warten, bis man beim SRK als Freiwillige/r tätig werden kann.»
Text und Bild: zvg