Gleichbleibende Steuersätze in Burgdorf

  12.11.2025 Burgdorf, Burgdorf, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft

Beatrice Kuster Müller, als Gemeinderätin verantwortlich fürs Ressort Finanzen, präsentierte vergangene Woche das Budget 2026 der Stadt Burgdorf. Der Gesamtumsatz wurde um 2 Millionen Franken auf 121 Millionen Franken reduziert. Das Budget ist ausgeglichen. Es schliesst auf Stufe operatives Ergebnis im Gesamthaushalt (Allgemeiner Haushalt und Spezialfinanzierungen) mit einem Gewinn von 55 000 Franken ab.
Was seit Jahren zu Diskussionen führt, wird 2026 Wirklichkeit: Die Entnahme aus der Neubewertungsreserve von 5,4 Millionen Franken entfällt. Das hat negative Auswirkungen auf die Gewinnverteilung, konkret auf die Einlagen in die Spezialfinanzierung (SF) Schulanlagen und Verwaltungsgebäude. Der Gewinn im Allgemeinen Haushalt umfasst 400 000 Franken, wovon rund 200 000 Franken in die SF Parkgebühren und rund 200 000 Franken in die SF Schulanlagen und Verwaltungsgebäude eingelegt werden. Mit Berücksichtigung dieser Einlagen entsteht im Gesamthaushalt ein Verlust von 450 250 Franken, im Allgemeinen Haushalt ein ausgeglichenes Ergebnis. Der Bilanzüberschuss bleibt unverändert bei 5,9 Millionen Franken.

Langwieriger Budgetprozess
Wie bereits beim Budget 2025 wurde auch für das neue Budget eine Sparrunde bei den verschiedenen Direktionen durchgeführt. Danach entschied sich der Gemeinderat (GR), nochmals 300 000 Franken im operativen Ergebnis einzusparen. Insgesamt führten diese Bemühungen zu rund 400 000 Franken Einsparungen im Gesamtergebnis.

Investitionen, Personalkosten und Betriebsaufwand
Im Gesamthaushalt können Investitionen von 3,0 Millionen Franken ohne Neuverschuldung getätigt werden. Geplant sind Nettoinvestitionen von 22,6 Millionen Franken. Dazu gehören Entwässerungsprojekte, die dritte Phase B.move, die öffentliche Strassenbeleuchtung, Strassenbau, ein neuer Bushof, Parkplätze beim Friedhof und eine neues Tanklöschfahrzeug. Weiter soll eine Gesamtsanierung des Schulhauses Gsteighof vorgenommen, das Hallenbad geplant und die langersehnte Rollsportanlage im Schulhaus Lindenfeld gebaut werden. Bei einer Investitionsausschöpfung von 50 Prozent rechnet Kuster Müller mit einer Neuverschuldung von rund 8,0 Millionen Franken.
Verglichen mit dem Budget 2025 steigen die Personalkosten um 1,3 Millionen Franken. Die Lohnmassnahmen fallen mit 1 Prozent (230 000 Franken) und der Teuerungsausgleich mit 0,2 Prozent (46 000 Franken) ins Gewicht. Der Stellenetat wurde mit Gemeinderatsbeschluss um vier Stellen erweitert. GR Beatrice Kuster Müller erklärte, dass sich die Gemeinde für faire Löhne beim Personal einsetze. Der Vorwurf, städtisches Personal werde vergoldet, akzeptiert sie nicht. Ein Blick auf die vergangenen vier Jahre zeige, dass die effektive Teuerung 6,9 Prozent betrage, der Ausgleich jedoch nur mit insgesamt 3,5 Prozent gewährt wurde.
Beim Sach- und übrigen Betriebsaufwand ist eine Zunahme um 1,1 Millionen Franken budgetiert, dies aufgrund von Unterhaltsarbeiten an Gebäuden und der Informatik-Hard- und -Software.

Steuerprognosen nach kantonalen Empfehlungen
Berechnet nach kantonalen Empfehlungen darf mit einer Zunahme der Steuereinnahmen von 4,5 Prozent gerechnet werden, was 2,4 Millionen Franken entspricht. Bei Sonderveranlagungen und bei der Grundstückgewinnsteuer sind Mehrerträge von 700 000 Franken, bei den Liegenschaftssteuern 100 000 Franken zu erwarten.
Transferaufwände wie beispielsweise Lastenausgleichssysteme verringern sich um 300 000 Franken und die Transfererträge fallen um 400 000 Franken höher aus.

Was im Budget 2026 fehlt
Eine Interpellation der SVP/EDU-Fraktion wünschte zur höheren Glaubwürdigkeit der Budgetierung, dass Geschäftsfälle, die nicht im Budget enthalten sind, separat aufgeführt werden. Die Finanzdirektion unter Chris­toph Muralt und GR Kuster Müller erwähnte darum unter der Rubrik Erfolgsrechnung die Äufnung der SF KlimaForce, die Abgeltung der Zentrumslasten, die Anpassung des Steuergesetzes, die Stellenerhöhung Schulsozialarbeit um 110 Prozent und den Mehrertrag beim Disparitätenabbau und soziodemografischen Zuschuss in der Jahresrechnung 2025. Auch die mittelfristige Investitionsplanung für die Gebäudesanierungsstrategie, B.move und den Neubau des Hallenbads sind nicht enthalten.

Blick auf den Aufgaben- und Finanzplan 2027– 2032
Fürs Planjahr 2027 erwartet die Stadt durch die höhere Abgeltung der Zentrumslasten eine Verbesserung um 1,7 Millionen Franken und für 2028 gar ein positives Resultat des operativen Ergebnisses. Grund ist das Wegfallen der Abschreibungen von 2 Millionen Franken für HRM1. Von 2030 bis 2032 erwartet die Stadt ein ausgeglichenes Ergebnis. Dann wäre der Schuldenabbau möglich und wünschenswert. Bis dahin aber werden die Schulden weiter ansteigen: Die alten Gebäude der Stadtverwaltung verlangen sanfte Sanierungen und der Unterhalt der Schulhäuser kostet ebenfalls. Erwartet werden auch Begehrlichkeiten betreffend Neubau des Hallenbads. Bis Ende 2029 steigen die Schulden der Stadt darum auf rund 155 Millionen Franken. Aktuell liegt die Schuldenlast bei 122 Millionen Franken, im Budget 2026 steigt sie auf 130 Millionen Franken.
Der Selbstfinanzierungsanteil beträgt über die Legislatur gesehen 10 Prozent. Die Nettoverschuldung pro Einwohner/in soll 2000 Franken nicht übersteigen. Um diese Vorgaben einzuhalten, braucht es gezielte Massnahmen. Darum erarbeitet die Finanzdirektion eine Finanzstrategie, die im ersten Quartal 2026 vom Gemeinderat an Workshops vertieft wird.

Finanzmasterplan 2030 –2032 und Fazit
Die aktuelle Planung zeigt für die Jahre 2030 – 2032 die Möglichkeit ausgeglichener Ergebnisse. Diese groben Berechnungen beinhalten jedoch viele Planungsunsicherheiten.
Fazit sei, dass sich die finanzielle Lage der Stadt im Vergleich zum Finanzplan 2026 – 2028 verbessert habe. Die steigenden Personalkosten und höheren Investitionen führen zur Steigerung der Investitionsfolgekosten. Auch die Entwicklung der Kantonsabgaben hat einen negativen Einfluss auf die finanzielle Lage und die Steuererträge sind mit Unsicherheitsfaktoren behaftet. Kuster Müller bezeichnete die Stadtfinanzen, verglichen mit anderen Gemeinden, jedoch als zufriedenstellend. Die Führung einer Stadt unterscheide sich von der eines privaten Unternehmens. Nicht alle Leistungen generieren Rendite. Viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Befindlichkeiten leben in Burgdorf. Allen will die Stadt gerecht werden.

Debatte im Stadtrat
Auf die Erläuterungen von Beatrice Kuster Müller folgten intensive Debatten. Generell zeigten sich die Sprechenden dankbar für die übersichtlichen Dokumente, die ihnen fürs Studium des Budgets zur Verfügung gestellt worden waren.
Roger Aebi (Die Mitte) freute sich über die Entwicklung der Steuereinnahmen, bemängelte jedoch, dass die Ausgaben in gleichem Mass steigen. Ein tiefer Selbstfinanzierungsgrad erhöhe die Schuldenlast. Nun müsse das Ziel sein, Schulden abzubauen, damit diese nicht an die junge Generation weitergegeben würden. Hermann Dür (SVP-EDU-Fraktion) sorgte sich um den steigenden Betriebs- und Sachaufwand, um Personalkosten, die Aufhebung der finanzpolitischen Reserve, die steigende Verschuldung und die Planung von Grossprojekten. Er bezeichnete das Budget 2026 als nicht befriedigend und nicht nachhaltig.
Claudia Fankhauser (FDP) beanstandete den steigenden Personalaufwand um 1,3 Millionen Franken, denn dieser verschlinge 75 Prozent des Mehrwerts der Steuern. Der ausgewiesene Gewinn sei irreführend, weil das Eigenkapital sinke und die Schulden stiegen. Ian Thompson (GLP) sagte mit Blick in Richtung 2029, dass einige grosse Investitionen zu planen und zu managen seien, die nicht auf der Liste der Investitionen erwähnt würden. Er wiederhole wie jedes Jahr, dass der Personal- und Sachaufwand überproportional steige. Man müsse die Direktionen und den GR in die Pflicht nehmen, noch haushälterischer mit den Finanzen umzugehen.  
Esther Liechti-Lanz (EVP) lobte die Lohnanpassungen ebenso wie die Stellenaufstockung in der Schulsozialarbeit. Sie bezeichnete Letztere als notwendig, denn sie entlaste längerfristig die Volkswirtschaft. Die Schuldenzunahme macht auch der EVP Sorgen. Doch das Budget zeige auf, wofür das Geld eingesetzt werde, und darum sei es logisch, dass man dafür Fremdkapital brauche.
Gabriela Bannwart (SP) erklärte die Verschuldung nicht als Selbstzweck, sondern als Investition in die Zukunft der Stadt. Die getätigten Investitionen böten einen realen Gegenwert für die Bevölkerung. Ihre Fraktion stellt sich hinter die Personalkosten und die Lohnanpassungen.
Für die Grünen erklärte Christian Hedinger, dass seine Fraktion geschlossen hinter dem Budget stehe.
Die gleichbleibenden Steuersätze wurden einstimmig genehmigt und das Budget wurde mit 22 Ja, 6 Nein und 9 Enthaltungen angenommen.

 Text und Bild: Helen Käser


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