Nierengesundheit im Fokus: So bleiben Ihre Organe fit

  26.02.2025 Burgdorf

Unsere Nieren sind Schwerarbeiterinnen: Sie filtern Gift- und Abfallstoffe aus unserem Körper, regeln den Wasser-, Salz- und Säure-Basen-Haushalt, regulieren den Blutdruck und produzieren Hormone. Es ist darum sehr wichtig, dass unsere Nieren gesund bleiben. In ihrem Vortrag erklären Dr. med. Maja Klein Lüthi, Leitende Ärztin Nephrologie, Dr. med. Ivo Bergmann, Leitender Arzt Nephrologie, und Dr. med. Nadine Marti, stv. Leitende Ärztin Nephrologie, welche Funktionen die Nieren übernehmen, welche Warnsignale auf Probleme hinweisen und wie Ernährung und Lebensstil die Nieren unterstützen können.

«D’REGION»: Welche zentrale Rolle spielen unsere Nieren und warum sind sie für unsere Gesundheit so wichtig?
Dr. med. Ivo Bergmann: Die Nieren sind etwa faustgross und befinden sich hinten im Rücken unterhalb des Brustkorbs. Die beiden Organe sind für vieles zuständig: Die Hauptfunktion der Nieren besteht darin, das Wasser- und Mineralstoffgleichgewicht des Körpers aufrechtzuerhalten. Eine andere wichtige Aufgabe liegt im Entgiften des Körpers. Viele Schadstoffe, die aus dem Stoffwechsel im Körper anfallen, werden über die Nieren ausgeschieden. Weiter spielt die Niere für die Blutdruckregulation eine wichtige Rolle. Die Nieren produzieren auch wichtige Hormone, beispielsweise Erythropoietin für die Blutbildung oder Vitamin D, das für den Knochenstoffwechsel und die Calciumaufnahme aus der Nahrung von Bedeutung ist.

«D’REGION»: Wie verbreitet sind Nierenerkrankungen in der Schweiz?
Dr. med. Maja Klein Lüthi: Etwa zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz sind von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen – neun von zehn Personen wissen nichts davon. Eine Nierenschwäche kann zwar in jedem Alter auftreten, allerdings steigt das Risiko, an einem Nierenleiden zu erkranken, ab dem 60. Lebensjahr. Es ist normal, dass die Funktion der Nieren im Alter leicht abnimmt. Der Abbau kann jedoch durch einen gesunden Lebensstil verlangsamt werden – andere Faktoren wiederum wirken beschleunigend und sollten reduziert werden.

«D’REGION»: Welche Warnsignale können darauf hinweisen, dass mit den Nieren etwas nicht stimmt?
Dr. med. Nadine Marti: Eine Nierenschädigung entwickelt sich schleichend und bleibt oft über einen langen Zeitraum unbemerkt, da sie am Anfang kaum Symptome verursacht. Meist spüren Betroffene das Nierenversagen erst, wenn die Nieren bereits 85 bis 90 Prozent ihrer Funktion eingebüsst haben. Beschwerden wie Atemnot, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Juckreiz, nächtlicher Harndrang, Schwellungen an den Beinen oder Gewichtszunahme treten meist erst auf, wenn die Nierenfunktion bereits erheblich eingeschränkt ist. Viel früher machen sich Folgeerscheinungen wie Bluthochdruck, Blutarmut oder Knochenerkrankungen bemerkbar. Deshalb spricht man auch vom «stillen Leiden der Nieren».

«D’REGION»: Weshalb ist es so wichtig, eine Nierenerkrankung frühzeitig zu erkennen?
Dr. med. Ivo Bergmann: Gerade weil sich Nierenschäden so spät bemerkbar machen, ist es wichtig, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, damit die Patientinnen und Patienten optimal betreut werden können und der Verlauf der Nierenerkrankung durch eine Therapie positiv beeinflusst werden kann. Jede Hausärztin und jeder Hausarzt kann mit einfachen Blut- und Urinuntersuchungen die Nierenfunktion rasch beurteilen.

«D’REGION»: Welche Faktoren begünstigen die Entstehung einer Nierenerkrankung?
Dr. med. Maja Klein Lüthi: Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die wichtigsten Faktoren, die eine Nierenerkrankung begünstigen. Es gibt zahlreiche weitere Ursachen wie rheumatische Krankheiten, Autoimmunerkrankungen oder gewisse Medikamente, die für die Nieren schädlich sind. Es kommt auch vor, dass Prostataprobleme zu Nierenschädigungen führen, wenn der Urin nicht richtig abläuft und es zu einem Rückstau kommt. Seltener sind angeborene oder vererbte Nierenerkrankungen, die oft schon in der Jugend auftreten können.

«D’REGION»: Wie wird ein Nierenversagen behandelt?
Dr. med. Nadine Marti: Es kommt sehr auf die Ursache der Nierenerkrankung an. Bei Diabetes und Bluthochdruck ist es wichtig, diese Erkrankungen bestmöglich zu behandeln, damit die Nieren weniger in Mitleidenschaft gezogen werden. Medikamente können helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Komplikationen zu reduzieren. Kommt es trotz aller Massnahmen zu einer fortschreitenden Einschränkung der Nierenfunktion, treten zunehmend Beschwerden einer Nierenvergiftung auf. Um den Körper vor einer Vergiftung zu bewahren, müssen die überschüssigen Stoffwechselprodukte und das Wasser mit einem Nierenersatzverfahren entfernt werden. Die Nierenersatztherapie lindert die Symptome der Nierenvergiftung und hilft, die Patientin oder den Patienten am Leben zu erhalten und ihnen ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen. Möglich ist dies durch ein Blutreinigungsverfahren (Dialyse) oder die Transplantation einer Spenderniere.

«D’REGION»: Was kann man selber tun, um die Nieren gesund zu halten?
Dr. med. Maja Klein Lüthi: Wie bei vielen anderen Krankheiten auch ist ein gesunder Lebensstil empfohlen: viel Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, Übergewicht vermeiden und nicht rauchen. Faktoren, die auch andere Krankheiten verursachen, die wiederum ein Nierenleiden begüns­tigen. Bei Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Problemen, anderen chronischen Erkrankungen oder erblicher Vorbelastung empfehlen wir regelmässige Nierenfunktionstests beim Hausarzt.

zvg

Vortrag in Burgdorf: Donnerstag, 6. März 2025, 19.00 Uhr (Kurslokal Spital Emmental, Oberburgstrasse 54, EG); Vortrag in Langnau: Donnerstag, 13. März 2025, 19.00 Uhr (Spital Emmental, Dorfbergstrasse 10).


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