Wie weiter in der Lama-Alpaka-Frage?
28.05.2024 Burgdorf, Gesellschaft, AktuellEs ist eine gemischte Herde, sieben Alpakas und zwei Lamas, die in Burgdorf in den vergangenen Wochen für hitzige Diskussionen sorgte. Die Meinungen spalteten sich, als bekannt wurde, dass die Stadt Burgdorf der IG «Lamas & Alpacas» die Wiese nur noch bis Ende Dezember zur Beweidung zur Verfügung stellt. Die Wiese auf der Gsteigmatte soll im Rahmen der KlimaVision30 zur biodiversen Fläche werden, so der Plan der Stadt. Es wurde daraufhin, gerade auch in den Sozialen Medien, eifrig über die Zukunft der Tiere und die künftige biodiverse Gsteigmatte, die künftig zusätzlich als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung dienen soll, diskutiert.
Die IG «Lamas & Alpacas» teilte nun vergangene Woche in einer Medienmitteilung mit, dass sie eine Petition gestartet hat. «Es ist das letzte Mittel, welches uns bleibt», erklärt Philipp Schärf gegenüber dieser Zeitung. Er und sein Verein seien überzeugt, dass sich die seitens Stadt angestrebte Biodiversität und der Lebensraum der Tiere in Einklang bringen liessen. Die Forderung der Petition lautet daher, das bis am 31. Dezember 2024 geltende Nutzungsrecht für eine Teilfläche von rund einem Drittel zu verlängern. «Ein Umzug wurde geprüft und von der Mitgliederversammlung als suboptimale und nicht im Tierwohl liegende Option zurückgestellt. Unter anderem, weil sich die Tiere in fortgeschrittenem Alter befinden und am vielversprechendsten Ersatzort eine ganzjährige Wasserversorgung fehlt. Ausserdem erlaubt der Ersatzort den vielen Besucher/innen keinen direkten Kontakt mit den Tieren, weil das Gelände abschüssig ist. Ein solcher Standortwechsel ist zudem an ein Bewilligungsverfahren und hohe Umzugskosten geknüpft, welche den Verein überfordern. Somit bleibt die jetzige Wiese unserer Meinung nach die einzige Möglichkeit in Burgdorf für die Tiere», so der Präsident der Interessengemeinschaft weiter. Gerade aufgrund des hohen Alters der Tiere sieht die Petition vor, nach dem natürlichen Ableben der Tiere zusätzliche Teile der Wiese beim Alpenzeiger Schritt für Schritt für die ökologische Fläche freizugeben, bis schliesslich die gesamte Fläche der biodiversen Nutzung zugeführt worden ist. Eine weitere mögliche Alternative bei der Herde bei der nahe liegenden Senevita sei nach Abklärung mit einem Experten deshalb nicht möglich, weil die gemischten Herden aggressiv aufeinander reagieren würden und somit unvereinbar seien, erklärt Philipp Schärf. «Wir sind uns der Position der Stadt bewusst, versuchen aber mit dieser Petition, nochmals mit ihr in Kontakt zu treten, um einen vernünftigen Kompromiss zu finden.»
Gemeinderat Francesco Rappa zeigt sich auf Anfrage dieser Zeitung überrascht über das jetzige Vorgehen der IG «Lamas & Alpacas». «Bereits im April 2022 haben wir uns mit der Interessengemeinschaft an den Tisch gesetzt und mitgeteilt, dass das ausschliessliche Beweidungsrecht im Dezember 2024 nicht verlängert wird.» Der Ressortleiter Tiefbau und Werkbetrieb verweist darauf, dass die im Frühjahr 2022 zwischen Stadt und Interessengemeinschaft geführten Gespräche zu einer einvernehmlichen Vereinbarung geführt hätten. Beide Seiten hätten dem Vorgehen zugestimmt, so Francesco Rappa. «Hinsichtlich der KilmaVision30 haben wir andere biodiverse Projekte wie beispielsweise dasjenige auf der Schlosswiese priorisiert und sind so der IG entgegengekommen», hält der Die-Mitte-Politiker fest. Auch in Sachen Umzug habe die Stadt die IG «Lamas & Alpacas» bei der Suche nach einem alternativen Standort unterstützt. Nebst der Fläche bei den Alpakas bei der Senevita verweist er auf die Wiese an der Technikumstrasse. «Ich bin selbst ein Tierfreund und verstehe nicht, warum dahingehend in all der Zeit seitens der IG keine Alternativlösung umgesetzt wurde.»
Betreffend der nun gestarteten Petition sieht Francesco Rappa momentan keinen Handlungsspielraum: «Die Vorbereitungen betreffend der Biodiversität auf der Gsteigmatte sind in vollem Gange. Auch in rechtlicher Hinsicht besteht kein Anspruch der Interessengemeinschaft, die geforderte Fläche der Gsteigmatte weiter zu pachten.» Der ursprüngliche Pachtvertrag zwischen der Stadt und Jakob Eberhart, dem früheren Besitzer der Tiere, habe durch die Übernahme der IG «Lamas & Alpacas» bereits im Jahr 2021 die Gültigkeit verloren.
Was bedeutet das für die Zukunft der Lamas und Alpakas? «Wir sind uns der Bedeutung der Tiere für die Bevölkerung bewusst, genau wie auch der potenziellen Schwierigkeiten der IG, einen Umzug zu stemmen. Ich bin mir sicher, dass wir diesbezüglich, wenn ein Interesse der IG besteht, eine Lösung finden werden», hält Francesco Rappa fest.
Joel Sollberger