Mit Bildern und Geschichten berühren

  04.10.2012 Aktuell, Kultur, Bildung / Schule

Sie möchte Geschichten erzählen, Menschen bewegen und reisen – vom einen Filmset zum nächsten. Meret Madörin studiert an der Zürcher Hochschule der Künste Film mit der Vertiefungsrichtung Kamera. Im Rahmen ihres Bachelor-Studiums hat sie im August dieses Jahres auf dem Gotthardpass ihren Abschlussfilm «Die Geschichte vom Wind» gedreht, in Zusammenarbeit mit ihrer Freundin Noëmi Schneider als Autorin und Regisseurin.
Die Landschaft des San Gottardo übt auf Meret Madörin eine grosse Faszination aus. «Ich bin sehr fasziniert von der Kargheit, Verlassenheit und den zum Teil sehr unzivilisierten Orten auf dem Pass», erklärt die Burgdorferin die Wahl des Schauplatzes. Das Gefühl der Verlassenheit findet sich auch in der Handlung des Kurzfilms wieder. Er erzählt die Geschichte von Frida, die auf der Passhöhe versucht, über den Tod ihres Freundes hinwegzukommen. Dort trifft sie Alexander, der aufgrund einer Autopanne auf dem Pass festsitzt. So gegensätzlich die beiden Charaktere auch sind, so kommen sie sich doch relativ schnell näher.
Der Tod ist nicht ohne Grund eines der zentralen Themen des Films. Der unerwartete Tod einer Mitstudentin und Freundin von Meret Madörin hat sie sehr bewegt und ihr klargemacht, «wie unerwartet schnell alles zu Ende gehen kann.» Mit vielen Emotionen verbunden ist auch ihre Fotoarbeit mit dem Titel «stabil / instabil», mit der die heute 25-Jährige 2009 den Kulturförderpreis der Gemeinde Burgdorf gewonnen hat. Mit diesem Projekt wollte sie die Stabilität und Instabilität in einer Krankheit aufzeigen und hat dazu einen Epilepsie-Patienten fotografiert, der ihr sehr nahesteht. Diese Bilder seien ihr Weg der Verarbeitung gewesen, und sie sei überaus glücklich darüber, dass sie mit einer so persönlichen Arbeit in der Öffentlichkeit auf Interesse stossen konnte. «Menschen mit Bildern oder Geschichten zu berühren, ist für mich etwas vom Wertvollsten.»
Diese Leidenschaft möchte die Kunstliebhaberin zu ihrem Beruf machen. Die Arbeit in einer Filmproduktionsfirma sowie ihre Zeit als Assistentin eines Fotografen haben ihr klargemacht, dass sie Kamerafrau werden will. Erzählt Meret von ihrem Alltag und ihren Hobbys, wird schnell klar, dass Kreativität bei ihr ganz grossgeschrieben wird. In ihrer Freizeit besucht sie Kunstausstellungen und Filmfes­tivals, geht ins Kino (wo nach ihren eigenen Worten auch mal die Tränen fliessen), befasst sich mit Fotografie und Literatur und verbringt nächtelang mit ihren Freunden über das Leben und die Liebe philosophierend. «Ich bin ein Mensch, der sich von den intensiven und starken Momenten im Leben nährt. Ich mag absurde Augenblicke und komplizierte Gedankengänge und bin ein ordentlicher, manchmal aber etwas verrückter Mensch.» Klingt alles aufregend, sympathisch, interessant – und doch hat die Kamerafrau und -assistentin für ihre Zukunft einen ganz simplen Wunsch: «Ich wünsche mir für meine berufliche Zukunft, dass ich stets einem roten Faden folgen kann, der mich durch mein Leben führt.»
Sarah Tanner




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