Mein Körper gehört mir!
29.10.2013 Burgdorf, Region, Kultur, Jugend, GesellschaftIn Zusammenarbeit mit dem Kinderschutz Schweiz hat die Primar- und Realschule Kirchberg ein interaktives Ausstellungsprojekt zur Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder gestaltet. Der Kinderschutzparcours war vom 21. bis zum 25. Oktober 2013 für die 3. und 4. Klasse der Schule Kirchberg aufgebaut. Insgesamt besuchten zwölf Klassen des Gemeindeverbandes Kirchberg den Parcours und bearbeiteten das Thema im Unterricht weiter, um es zu vertiefen. Die Mitarbeitenden der Schulsozial- und Jugendarbeit begleiteten die Klassen gemeinsam mit den Lehrkräften eine Woche lang durch den Parcours. Die Primar- und Realschule Kirchberg engagiert sich stark in den Bereichen Zusammenleben und Kinderschutz. Zusammen mit ihren Vernetzungspartnern wie der Erziehungsberatung, der Polizei und dem Kinderschutz bietet die Schule alle zwei Jahre ein passendes Projekt mit integrierter Elterninformation an. In diesem Jahr gab es verschiedene Projekte: Im Kindergarten gab es ein Projekt zur Gewaltprävention, die 1. und 2. Klassen untersuchten das Verhalten auf dem Schulweg und auf dem Pausenplatz, die 5. und 6. Klassen vertieften die Themen Cybermobbing und Tabakprävention und die Realklassen die Themen Sucht- und Gewaltprävention sowie das Thema Alkoholkonsum im Strassenverkehr. Hier durfte auch die Sexualkunde nicht fehlen.
Kinder müssen lernen, «Nein» zu sagen
In den meisten Fällen von sexueller Ausbeutung bei Kindern sind die Kinder zwischen 6 und 12 Jahre alt. Sexuelle Gewalt gegen Kinder bedeutet, dass Kinder mit Erwachsenensexualität konfrontiert werden. Häufig werden den Kindern Geschenke versprochen, wenn sie schweigen. Jedes 6. Kind in der Schweiz wird Opfer von Vernachlässigung, jedes 7. Kind von körperlicher Misshandlung und jedes 5. Mädchen und jeder 11. Knabe wird Opfer sexueller Ausbeutung. In 85 % der Fälle kommt der Täter aus dem nahen sozialen Umfeld des Opfers. Gerade in diesen Fällen ist es für Kinder besonders schwierig, die Grenze zwischen erlaubten und übertretenden Berührungen zu erkennen und Nein zu sagen.
Der Kinderschutzparcours war in sechs Stationen eingeteilt, wovon Station vier mit dem Namen «Ich darf Nein sagen!» eine der wichtigsten war. An dieser Station konnten die Kinder üben, Nein zu sagen. Interessant war, dass an diesem Abend auch viele Erwachsene Mühe hatten damit, das Wort Nein laut und deutlich auszusprechen.
Der Parcours diente dazu, dass die Kinder sich einige wichtige Fragen überlegen: Wie heissen meine Körperregionen? Wo werde ich gerne berührt? Was sind für mich gute / schlechte / seltsame Berührungen? Wann ist Hilfe dringend notwendig und wo hole ich mir diese Hilfe? Auch das Thema Geheimnisse wurde angesprochen. Viele Kinder lernen bereits im Kindergarten, dass es gute und schlechte Geheimnisse gibt, oft werden diese «Sünneli-» und «Wölkligeheimnisse» genannt. Kinder sollten so früh wie möglich lernen, dass jedes Geheimnis, das ihnen zur Last wird, geteilt werden sollte.
Folgen nicht vorhersehbar
Die Folgen sexueller Gewalt hängen vom Alter, der Nähe zum Täter und vom Entwicklungsstand ab. Wird Ihr/ein Kind Opfer sexueller Gewalt und teilt es Ihnen das Geschehene mit, tun Sie folgendes: Glauben Sie, was Ihnen das Kind erzählt. Bewahren Sie dabei Ruhe und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch.
Und das Wichtigste: Vermitteln Sie dem Kind, dass es keine Schuld am Geschehenen trägt! Auch nach Ende des Ausstellungsprojekts werden die Mitarbeitenden der Schulsozial- und Jugendarbeit jederzeit als erste Ansprech- und Beratungspersonen den Kindern, Jugendlichen und den Erwachsenen zur Verfügung stehen.
mwb
Weiter bekommen Sie Hilfe bei folgenden Fachstellen für Opferhilfe: Dargebotene Hand www.bern.143.ch, Beratungsstelle Opferhilfe www.opferhilfe-bern.ch und Stiftung Lantana www.lantana-bern.ch.