Burgdorfer setzen sich gegen starke Konkurrenz durch

  14.02.2015 Aktuell, Wirtschaft, Burgdorf

Was Wissenschaft und Wirtschaft seit Jahrzehnten im Zusammenhang mit dem Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Gsteig gegründeten Technikum immer wieder betonen, hat sich einmal mehr bewahrheitet. Das ehemalige «Tech» auf dem Gsteig, seit Längerem in Berner Fachhochschule (BFH) umbenannt, erweist sich einerseits als Kaderschmiede für brillante Köpfe und dank dieses Wissenschaftlerpotenzials als mindes­tens ebenbürtig gegenüber anderen Universitäten und Fachhochschulen, wenn es wie im vorliegenden Fall um die Entwicklung zukunftsweisender Geräte geht.

 

 

Vor erlauchten Gästen
Entsprechend können die für die Entwicklung des Produkts «Mikro- Dosiereinheit für Bioreaktoren» verantwortlichen Simon Zumbrunnen (BFH) und Philipp Haslebacher (BFH) sowie Stefan Berger (ReseaChem GmbH) aus den Händen von Dr. h.c. Willy Michel (Ypsomend Innovationsfonds) vor 400 geladenen Gästen die Urkunde und den Check entgegennehmen. Preis Nr. 2 geht an Prof. Dr. Olivier Guenat des Artorg Centers der Universität Bern (für eine atmende Lunge auf Chip) und Preis Nr. 3 an Prof. Dr. Patrice Nordmann vom Institut für Mikrobiologie der Universität Freiburg (Schnelldiagnose-Test gegen multiresistente Bakterien).
Der Ypsomed Innovationsfonds bezweckt «die Förderung innovativer Unternehmungen im Espace Mittelland und unterstützt sowohl branchenunabhängige Projektfinanzierungen von Firmen in Gündung, neu gegründete Firmen wie auch solche von bereits bestehenden Unternehmungen». Der sechsköpfigen, ehrenamtlich tätigen Jury gehört unter anderem als Vorsitzender Willy Michel an, Verwaltungsratspräsident der Ypsomed Holding AG.

 

 

Vielfach anwendbar
Die jetzt mit dem Inno-Preis ausgezeichnete Mikro-Dosiereinheit für Bioreaktoren ist ein hochpräziser Tropfendispenser, der in der Biotechnologie zur Anwendung kommt. Die kompakte Single-Use-Einheit (Einmal-Verwendung) besteht aus einem Mikroventil und Durchflusssensor und kann herkömmliche Schlauchquetsch-Pumpen ersetzen. Aufgrund der sehr kleinen Dosiermengen werden exakte Feed-Strategien bereits bei der Clonselektion in Minibioreaktor-Systemen ermög­licht. Durch das Design als Einwegprodukt und die Medienunabhängigkeit ist die Bedienung des Gerätes sehr einfach, was Kosten und Zeit einspart. «Zusätzlich wird der Einsatz ausserhalb der Biotechnologie wie beispielsweise bei Lebensmitteln oder in der Medizin in Erwägung gezogen und derzeit geprüft.»

 

 

Willkommenes Gründungskapital

«Wir haben diesen Preis für unsere Nano-Mikro-Einheit erhalten, die wirklich Zukunftspotenzial hat», sagt Berger. «Diese wurde in einem KTI-Projekt (Kommission, Technologie, Innovation) zusammen mit dem Institut für Drucktechnologie der Berner Fachhochschule hier in Burgdorf entwickelt. Für uns bedeutet die Preisverleihung eine gute Plattform, um unser Produkt in Fachkreisen bekannt zu machen. Erste Erfolge zeichnen sich ab, erste Firmen sind bereits auf uns zugekommen. Und die Berner Wirtschaftsförderung will in einem Newsletter informieren. Für uns bedeutet das, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unser Produkt Zukunftspotenzial aufweist.»
«Mit dem Preisgeld von 30 000 Franken machen wir keine Luxusferien, sondern investieren die Summe in die Weiterentwicklung des Projektes in der neuen Firma namens ReseaTech GmbH. Als Mitglieder des Projektteams wollen wir in dieser Neugründung – die noch im Verlauf dieses Monats erfolgen wird – unser Projekt industrialisieren und versuchen, die patentierte Technologie in grösserem Stil zu vermarkten.»

 

 

Gesichertes erstes Jahr
Für diese ehrgeizigen Pläne haben die jungen Unternehmer zwei Jahre veranschlagt. Auf die Frage, ob da 30 000 Franken ausreichend sind, erklärt Berger: «Wir haben natürlich eigenes Gesellschaftskapital und werden daneben gewisse Entwicklungen, die bereits abgeschlossen worden sind, über diese neue Firma vermarkten. Auch sind verschiedene weitere Entwicklungen angedacht, die durchaus Erfolg versprechend sind. Für das erste Jahr ist die Finanzierung dank eines bereitliegenden sechsstelligen Betrages aus eigenen Mitteln der Gesellschafter gesichert.»
Ganz nebenbei verrät Berger, dass «demnächst noch eine Firma, welche die bestehenden Aktionäre veräussern wollen, gekauft und nach Burgdorf transferiert wird. Dieses Produktportfolio wird ebenfalls durch ReseaTech GmbH verkauft.» Hier wird laut Berger jedoch nur das Produktportfolio übernommen. Mitarbeiter hat die Firma zur Zeit keine mehr.

 

 

Mit Vollgas in die Zukunft
Die Frage nach seinen Zukunftsplänen kann er nicht genau beantworten: «Hier spielt der Markt, danach muss man sich richten. Bei der heutigen rasanten Entwicklung auf allen Gebieten weiss man nie zum Voraus, in welche Richtung es geht. Vorderhand beschränke ich mich darauf, die zwei vorgenannten Projekte mit Vollgas zum Erfolg zu bringen. Meine Kollegen sehen das genau gleich.»
Auf die Frage nach seiner wöchentlichen Arbeitszeit lächelt Berger kurz: «Nach oben offen wie die Richterskala...»

Gerti Binz


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