Wie geht es der Emme?

  02.04.2017 Aktuell, Gesellschaft, Region, Vereine

Das Ziel des Vereins «Naturerlebnis Emme» ist es, mit Jung und Alt die Naturschätze an der Emme zu entdecken. Das geht von Tieren über Blumen bis zu Hecken und Bäumen. Die Verantwortlichen wollen diese einmaligen Schönheiten zeigen und Wissen über die Lebensräume dieser Arten vermitteln. Um die Bevölkerung zu informieren, organisierten sie ein Referat mit anschliessendem Podiumsgespräch.

Die Entwicklung der Emme
Der Wasserbauingenieur André Dällenbach sprach über die Launen der Emme und deren Entwicklung. Der Fluss misst von der Quelle (Lombachalp) bis zur Aaremündung 82 Kilometer, seine Sohlenbreite nur noch 15 bis 42 Meter. Bereits im 16. Jahrhundert wurden Siedlungen und Land regelmässig überschwemmt und so begann man um 1800 mit ersten Verbauungen. Durch Begradigungen und Eindämmung wurde ein besserer Hochwasserschutz erzielt, doch mit den eigentlichen Korrektionsarbeiten begann man erst achtzig Jahre später. Ziel war es, den Fluss, der zum Teil 150 Meter breit war, auf ungefähr 36 Meter Breite einzudämmen. Damit frass sich die Sohle in den Untergrund und die Hochwassergefahr nahm allmählich ab. Aber stoppen liess sich diese Absenkung des Untergrundes nun nicht mehr.

«Emme 2050»
Eine Wende erfolgte erst mit der 1987 durchgeführten Studie «Emme 2050». Zu deren Zielen gehörte die Wiederherstellung eines Gleichgewichts des Flussbettes, strukturreichere Ufer und vielfältigere Lebensräume in und am Wasser, ein angemessener Hochwasserschutz, das Verhindern weiterer Sohlenerosionen und eine Aufwertung als Naherholungsgebiet.
Beim anschliessenden Podiumsgespräch wurde das Thema vertieft. Gut die Hälfte der Projektzeit «Emme 2050» ist vorbei und eine Zwischenbilanz zeigt, dass die Fangstatistik immer noch einen Rückgang der Bachforellen in der Emme zeigt. Doch die baulichen Veränderungen können nicht dafür verantwortlich gemacht werden, meinte Olivier Hartmann vom Fischereiinspektorat. Peter Aeschlimann vom Fischereiverein wies auf die Gewässerverschmutzung im Mikrobereich und die Klimaerwärmung hin, welche den Fischen das Leben in der Emme erschweren.
Ökologisch zeigen sich positive Tendenzen. Es konnten sich neue Uferstrukturen bilden, die Sohlenabtiefung stabilisierte sich dort, wo die Aufweitungen sind, der Geschiebehaushalt ist wieder im Gleichgewicht und einige Schwachstellen beim Hochwasserschutz konnten laut Christoph Matti (Tiefbauamt) behoben werden.

Schritt um Schritt
Die Projektumsetzung erfolge Schritt um Schritt – bis jetzt wurden vier Aufweitungen realisiert – und man könne aktuell noch keine Bilanz ziehen, denn die Natur brauche Zeit. Konflikte sind nicht zu vermeiden, denn die Interessen divergieren massiv. Einzelne kämpfen für ein intaktes Naherholungsgebiet, Amtsstellen und Planer müssen sich an kantonale und nationale Vorgaben halten, Landbesitzer wollen ihr Land nicht einer Fluss­erweiterung opfern, der Hochwasserschutz fordert Verbauungen und die Nutzung für Energie stellt die Frage nach Restwassermengen, die für den Fischbestand von Bedeutung sind.
Zum Schluss motivierte der Biologe Christian Hedinger die Zuhörenden, einmal bei Niedrigwasser unter einer Schwelle mit der Taucherbrille den Bachforellen zuzuschauen… Der Emme geht’s besser, doch sie braucht Zeit zur Genesung!

Helen Käser


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