«Die einzelnen Räumlichkeiten nehmen allmählich Gestalt an»

  22.01.2020 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft, Region

Die Umbauarbeiten auf Schloss Burgdorf nähern sich mit raschen Schritten dem Ende entgegen. Überall im Innern der zähringischen Burg­anlage wird gegenwärtig gebohrt, gehämmert, tapeziert, gestrichen, gefräst und mit Kabeln hantiert. «Die Aussenarbeiten sind gröss­tenteils, bis auf kleinere Umgebungsarbeiten, abgeschlossen. Nun steht der Innenausbau, also die Fertigstellung der Böden, Wände, Decken und Fenster auf dem Programm», erläutert Rolf Grossenbacher, Co-Geschäftsleiter des Ateliers G+S Architekten und Planer AG, Burgdorf, das für die Gesamtplanung des Umbauprojekts verantwortlich ist. «Die einzelnen Räumlichkeiten nehmen allmählich Gestalt an, die Empfangstheke wird eingebaut und zugleich werden sämtliche Installationsarbeiten durchgeführt. Zwischen 40 bis 60 Arbeiter/innen sind derzeit vor Ort.» Der Zeitplan ist sportlich: Das Schloss Burgdorf mit dem neuen Museum, einer Jugendherberge und Restaurant wird am Wochenende vom 25. und 26. April 2020 mit einem grossen Fest für die Bevölkerung eröffnet. «Die Anspannung ist immens, der Schlussspurt wird sicherlich hektisch und anstrengend, aber wir werden das Schloss den Betreibern rechtzeitig übergeben», versichert Grossenbacher.
 
«Immer wieder stiessen wir auf spannende historische Funde»
Mit historischen und denkmalgeschützten Liegenschaften hat das Architektur- und Planungsbüro viel Erfahrung. Zum Portfolio des Ateliers G+S gehört etwa der Umbau des Kino Rex in Bern oder des Kornhauses in Burgdorf. In Kambodscha konservierte Grossenbacher mit seinem Team eine hinduistische Tempelanlage, die Mitte des 10. Jahrhunderts erbaut wurde. Die Realisierung des Projekts «Schloss für alle» stellte für G+S einen weiteren Meilenstein dar: «Die zähringische Burganlage ist ein Gebäude von nationaler Bedeutung. Eine grosse, aber auch spannende Herausforderung lag darin, den Bedürfnissen der verschiedenen Nutzergruppen in Einklang mit Denkmalpflege und archäologischem Dienst gerecht zu werden. In regelmässigen Sitzungen und Workshops mit allen Beteiligten besprechen und bereinigen wir Schnittstellen. Immer wieder stiessen wir auf faszinierende historische Funde, welche Rückschlüsse auf die Geschichte des Schlosses erlauben – letztmals, als im künftigen Restaurant der Verputz herausgerissen wurde. Zum Vorschein kam eine Fens­teröffnung, welche sich auf das 13. Jahrhundert datieren lässt. Die Baugeschichte des Schlosses beabsichtigen wir den Besuchern/-innen mit einer didaktischen Wand im Restaurant und verschiedenen Bauzeitfenstern näherzubringen.»
Auch das mit 17,2 Millionen Franken eher knapp bemessene Budget erwies sich als Knacknuss: «Wir arbeiteten – so weit als möglich – mit der vorhandenen Substanz und holten aus dem Bestehenden ein Maximum heraus. Das historische Ambiente bleibt gewährleis­tet. Büro- und Gerichtsräume wurden von der Grösse her unverändert übernommen. Die künftigen Gäste der Jugendherberge dürfen sich auf grosszügige Zimmer freuen, welche bei einem Neubau sicherlich kleiner konzipiert worden wären.» Trotz der Hürden, die noch zu nehmen sind, sieht Rolf Grossenbacher der Eröffnung des Schlosses mit viel Freude entgegen.

«Schloss Burgdorf avanciert zu einem unserer Vorzeigestandorte»
Für die Schweizer Jugendherbergen gehört das geschichtsträchtige Schloss Burgdorf, das insgesamt 115 Übernachtungsmöglichkeiten in Doppel-, Familien- und Mehrbettzimmern bietet, zu den Prestigeprojekten. «Die spektakuläre Kombination von Übernachtungen, Museumsbetrieb und Gastronomie in der authentischen Hochadelsburg verspricht ein einzigartiges Erlebnis. Das Schloss Burgdorf avanciert sicherlich zu einem unserer Vorzeigehäuser», zeigt sich André Eisele, Direktor Marketing und Kommunikation der Schweizer Jugendherbergen, überzeugt. Dementsprechend ist der Standort in Burgdorf in der höchsten Hostel-Kategorie «Top»  aufgeführt. Das Spektrum reicht von «Simple» über «Classic» bis «Top».
Gegenwärtig stehen seitens der Jugendherbergen marketingtechnische Aufgaben im Vordergrund. Als Zielpublikum bezeichnet Eisele insbesondere Familien mit Kindern sowie geschichtlich interessierte Personen. Besonders attraktiv ist das Schloss zudem für Gruppenausflüge – das Angebot soll gezielt bei Vereinen und Schulen bekannt gemacht werden. Die Räumlichkeiten eignen sich weiter zum Feiern, Heiraten, Tagen und Tafeln. Im Innern der geschichtsträchtigen Mauern stehen 13 Zimmer und Säle zur Verfügung, die für Veranstaltungen gebucht werden können, sowie zusätzliche Örtlichkeiten unter freiem Himmel. Verliebte, die den Bund fürs Leben schliessen wollen, können sich im städtischen Trauzimmer oder in einer kleinen romantischen Kapelle das Ja-Wort geben. Sämtliche Bedürfnisse für das leibliche Wohl deckt das Restaurant ab. «Mit seinem historischen Ambiente verleiht das Schloss jedem Anlass eine spezielle Note», verspricht Eisele.
Für die noch zu besetzenden Schlüsselstellen – etwa die Betriebsleitung für Jugendherberge, Restaurant und Eventbereich sowie den beziehungsweise die Küchenchef/in – laufen gegenwärtig die Bewerbungsverfahren. Sobald der Innenausbau weiter fortgeschritten ist, wird das Mobiliar auf den Schlosshügel transportiert und anschliessend mit der Inneneinrichtung begonnen. «Dabei legen wir grossen Wert auf eine stilvolle und authentische Atmosphäre. Wie alle Jugendherbergen soll auch Schloss Burgdorf zu einem Ort der Begegnungen werden, in dem die Geselligkeit zelebriert wird.»

Das Museum Schloss Burgdorf wird thematisch ein breites Spektrum abdecken
In den Ausstellungsräumen des Museums stehen vor allem Schreiner- und Malerarbeiten auf dem Programm. Gegenwärtig erfolgt der Einbau der Stand- und Wandvitrinen, sodass nächs­tens mit der Einrichtung der Themenräume begonnen werden kann. Die ersten Objekte werden im Februar ins Schloss transportiert. Zugleich wird momentan fleissig an den Ausstellungstexten, dem Layout, an der Signaletik sowie einem ausgeklügelten Beleuchtungskonzept gefeilt. «Wir bereiten uns natürlich auch intensiv auf den künftigen Betrieb vor und stehen deshalb bezüglich der noch zu regelnden Details in regem Austausch mit den Schweizer Jugendherbergen. Im Schloss wird ein zentraler Empfang für alle Anliegen der Besucher/innen eingerichtet», erzählt Daniel Furter, Leiter des Museums Schloss Burgdorf. Gesucht werden noch Personen für die Durchführung von Führungen und Workshops. Gemäss Zeitplan beziehen Furter und Christine Wüest, die neue Leiterin Bildung und Vermittlung, mit dem weiteren Team Anfang April das neue Museumsbüro im Schloss. Die gegenwärtige Schlussphase vor der näherrückenden Eröffnung erlebt Furter als äusserst herausfordernd. Auch er ist jedoch zuversichtlich, dass sämtliche Arbeiten rechtzeitig vollendet werden. Thematisch wird das Museum ein breites Spektrum abdecken. Die Gäste erhalten vielfältige Einblicke in die über 800-jährige Geschichte des Schlosses mit seinen Bewohnern/-innen sowie über die Rolle der Stadt Burgdorf in der Region und der weiten Welt. Gruppen können verschiedene geführte Rundgänge zu zahlreichen Themen buchen.
Bereits heute freuen sich Stadt und Region auf das grosse Eröffnungsfest.


Markus Hofer


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