«Üsi beschte» Tage im Schlosskeller

  03.03.2015 Aktuell, Fraubrunnen, Kultur, Gesellschaft

Ein kleines Meisterwerk der Regie- und Schauspielkunst gelang der Theatergruppe des Schlosskellers Fraubrunnen. «Üsi beschte Tage» vom deutschen Autor Frank Pius, mundartgerecht und lebensnah gestaltet von Rolf Schoch, ist ein Bühnenspass, der begeistert. Die Hauptpersonen Anna und Klaus verstehen es virtuos, den Einsatz von Körpersprache, Mimik und Wortwitz zu mischen, um daraus ein unterhaltsames Geflecht aus Erinnerungen zu knüpfen. Humorvoll und immer radikal gewähren Anna und Klaus Einblicke in ihr Leben: Sie sind verheiratet, Anna mit Christoph, Klaus mit Dora und evtl. auch noch mit seiner streitbaren Schwiegermama. Sie sind schon lange, und – wie Klaus sagt, heftig verheiratet. Immer wieder aber kreuzen sich die Wege von Anna und Klaus (Rebekka Rohrbach und Simon Heiniger), obwohl sie sich jedesmal in ihrer vermeintlichen Verschiedenheit streiten und schwören: «Das isch de ds letscht Mau gsi».

Irgendwann mal werden die Bühnenkünstler von «jemandem» erwischt. Obwohl das Treffen harmlos ist, müssen sie nun ihren Ehepartnern Red und Antwort stehen. Der Versuch, das Treffen zu bagatellisieren und dem Zufall zuzuschieben, geht an die Lachmuskeln des Publikums, das die Rolle der zuhörenden Ehepartner übernimmt.

Die Erklärungen und Aufklärungen der beiden Protagonisten werden zur Lebensgeschichte der beiden. Sie beginnt in der Kinderzeit und wird vom Publikum zur Entwicklung einer lebenslangen Freundschaft wahrgenommen, unbemerkt von Anna und Klaus. Es ist die Geschichte um Verstehen, spielerisches Gezänke, etappenweises Zulassen von Gefühlen und der Sinnsuche von bereits Erlebtem. Kann eine Frau auch Freund sein, ohne Begehrlichkeiten, einzig mit der praktischen Seite von Gefühlen? Das fragen sich die beiden. Situationskomik, Slapstiks, Lachsalven und die Definitionen von «aktiv und einmalig verlieben» lassen die zwei Theaterstunden viel zu schnell vergehen. Zwischenmenschliches wird feinfühlig-deftig und provokativ inszeniert.

Es macht Spass, Anna und Klaus hautnah zu erleben und sich in diesem Empfindungsfeuerwerk da und dort selber zu finden und zu spüren, dass hier nur ein Happy End den Schlusspunkt setzen kann.

Diese zwei Stunden auf der Suche nach «Üsi beschte Tage» lassen sich noch in 14 Aufführungen bis Ende März geniessen: als Spektakel, über das gelacht, geschmunzelt, philosophiert und nachgedacht werden darf.

Sylvia Mosimann

www.schlosskellerfraubrunnen.ch


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