Aus der Region zu Helden des BSC Young Boys

  22.02.2022 Aktuell, Wynigen, Foto, Fussball, Region, Koppigen, Sport

David von Ballmoos und Fabian Rieder – das sind zwei Namen, welche jede fussballbegeisterte Person kennt. Für YB-Fans verfügen die beiden gar über Heldenstatus. Während der 27-jährige von Ballmoos bereits seit 2017 das Tor des BSC YB hütet und vierfacher Schweizermeister ist, gilt der 20-jährige Rieder, der in seiner ersten Saison 2020 / 2021 auch gleich den ersten Meistertitel feiern konnte, als grosse Entdeckung und Shootingstar bei YB. Die beiden tragen nicht nur dasselbe gelb-schwarze Trikot, sondern teilen auch denselben Stammverein, wo alles anfing. Beide machten ihre ersten Schritte in Richtung Fussballstar beim Koppiger SV. Die Zeitung «D’REGION» konnte mit den beiden «regionalen YB-Stars» sprechen. Ein Gespräch über den Bezug der beiden zur Region, die Juniorenzeit, den BSC Young Boys und eigene Ziele und Träume.

«D’REGION»: Aufgewachsen in Wynigen beziehungsweise Koppigen, die ersten Fussballmatches im Juniorenalter beim Koppiger SV bestritten – wie seid ihr heute mit der Region verbunden?
Fabian Rieder: Meine Schwester wohnt noch in Koppigen, so bin ich durchaus noch mit der Region verbunden. Zudem habe ich einige Kollegen, die noch beim Koppiger SV spielen. Ich habe immer noch Kontakt zu ihnen, wir treffen uns, sie besuchen die Spiele und ich bin so immer wieder im Austausch mit ihnen.
David von Ballmoos: Meine Tante hat einen Coiffeursalon in Koppigen, meine Familie wohnt ebenfalls in der Region. Jedoch hat sich mein Lebensmittelpunkt mittlerweile schon vorwiegend nach Bern verlagert, aber durch meine Familie bekomme ich immer wieder mal etwas aus der Region mit und beobachte «das Ganze», allerdings mittlerweile mit einer gewissen Distanz.

«D’REGION»: Und wie sieht der Kontakt mit dem Koppiger SV heute aus? Gibt es da noch eine Verbindung?
David von Ballmoos: Ich befinde mich immer mal wieder im Austausch mit Verantwortlichen des Vereins. Ich ging, allerdings vor der Pandemie, auch beim Verein vorbei und machte beispielsweise mit den Junioren ein Goalie-Training. Für die Junioren war es ein tolles Erlebnis und für mich ein kleiner Aufwand, welcher den Kids viel geben kann. Für solche Sachen bin ich immer gerne zu haben.
Fabian Rieder: Ich nehme mir schon seit geraumer Zeit vor, endlich wieder mal ein Spiel des Koppiger SV zu besuchen. In letzter Zeit, auch mit dem gedrängten Spielplan aufgrund der Pandemie, haben sich die Spiele leider oft mit unseren überschnitten. Aber ich nehme mir fest vor, das nachzuholen. Es sind langjährige Kollegen von mir, die dort spielen und welche ich teils schon seit dem Kindergarten kenne. Es ist immer schön, wieder an die alte Wirkungsstätte zurückzukehren und dort verschiedene vertraute Gesichter sehen zu können.
David von Ballmoos (schmunzelnd): Sag wann, dann komm ich gleich mit!

«D’REGION»: David von Ballmoos wechselte schon in die U14-Juniorenmannschaft von YB, Fabian Rieder dann in die U16-Auswahl. Wie lief der Wechsel zu YB ab?
Fabian Rieder: Ich wechselte schon früh in die U11-Mannschaft des FC Solothurn. Dieser hatte allerdings eine Partnerschaft mit dem FC Basel, weshalb ich auch schon hie und da Trainings bei den Basler Junioren absolvieren konnte. Als es in der U15 mit einer allfälligen Profikarriere konkreter wurde, kam ich mit YB in Kontakt, und das passte von der ersten Sekunde an! Ich wurde von Sportchef Christ­oph Spycher schliesslich an ein Spiel von YB in den VIP-Bereich eingeladen. Trotz meines jungen Alters versuchte er, mich von YB zu überzeugen. Nach dem Spiel konnte ich Sékou Sanogo (ehemaliger YB-Spieler, Anm. d. Red.) treffen, erhielt gar ein Trikot von ihm geschenkt. Das hinterliess schon einen ziemlichen Eindruck und imponierte mir.
David von Ballmoos: Bei mir war Chris­toph Spycher noch aktiver Spieler, als ich zu YB stiess. Der Wechsel stellte für mich eine grosse Umstellung dar, bin ich doch schon eher auf dem Land aufgewachsen. Dann ging es plötzlich «uf ds grosse Bärn». Ich hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht wirklich mit der Überlegung, Profi werden zu können, auseinandergesetzt.

«D’REGION»: An das Thema «Profi werden» gleich angehängt: Ihr habt beide eine Ausbildungen absolviert; David von Ballmoos eine Lehre zum Landmaschinenmechaniker und Fabian Rieder eine KV-Lehre. Wann wurde euch bewusst, dass es klappen könnte, Fussball­profi zu ­werden?
David von Ballmoos: Mir wurde das verhältnismässig eher spät klar. Erst in der U18- / U21-Juniorenzeit bei YB wurde das Thema Profi langsam konkreter. Ich war stets motiviert, aber es war nichts, was ich mir stur in den Kopf gesetzt habe und bei dem ich dachte: «Das muss klappen!»
Fabian Rieder: Es klingt immer etwas komisch, wenn man das über sich selbst sagt, aber ich bemerkte schon früh, dass ich nicht schlecht Fussball spielen konnte und zu den Talentierteren im Team gehörte. Als ich bei Solothurn war, wurde ich früh in die Junioren-Nationalmannschaft aufgeboten, durfte da später sogar einen Jahrgang überspringen. Das war insofern ungewöhnlich, da der FC Solothurn nicht in den obersten beiden Spielklassen spielt. Bei YB ging es für mich ähnlich weiter. So gesehen zeichnete sich dies zwar ein bisschen ab, jedoch ist es schlussendlich immer auch eine Glücksfrage. Bei mir war es der Umstand, dass sich in der Profimannschaft viele verletzt hatten, was mir überhaupt erst eine Chance möglich machte. Nichtsdestotrotz war es auch ein Lohn für die jahrelange tagtägliche Arbeit, dass ich schliesslich meine Chance nutzen konnte.

«D’REGION»: Welche Ziele verfolgt ihr kurzfristig, sowohl auf persönlicher Ebene als auch mit YB selbst?
David von Ballmoos: Ich will in erster Linie wieder zu 100 Prozent fit werden, um der Mannschaft helfen zu können. (Von Ballmoos verletzte sich im Oktober 2021 schwer an der Schulter, Anm. d. Red.) Der Meistertitel ist natürlich nach wie vor – für die Mannschaft wie auch für mich persönlich – das grosse Ziel. Wir setzen alles daran, dieses Ziel zu erreichen!
Fabian Rieder: Das kann ich gerne so unterschreiben: Wir möchten den fünften Meistertitel in Serie holen. Persönlich gilt es, weiter Fortschritte zu machen, dem Team weiterzuhelfen und konstant gute Leistungen abrufen zu können. Die Hinrunde war für mich persönlich eine gelungene Phase, ich konnte Tore schiessen und Vorlagen geben. Das möchte ich auch weiter tun. Ich habe noch viele Dinge, die ich verbessern kann. Mit dem Abgang von Michel Aebischer und Christopher Martins gab es im Mittelfeld etwas mehr Platz und auch Verantwortung, die es zu übernehmen gilt. Ich möchte dies tun, darf mir aber nicht zu viel Druck machen. Auch von YB erhalte ich keinen Druck. Ich versuche, befreit und locker aufzuspielen.

«D’REGION»: Fabian Rieder hat die Abgänge angesprochen. Das vergangene Transferfenster war für YB schliesslich sehr turbulent. Wie reagiert man als Mitspieler darauf? Was macht das mit einem?
David von Ballmoos: Es sind gemischte Gefühle. Als Mannschaftskollege tut es sehr weh, wenn gute Spieler gehen und somit auch viel Qualität verloren geht. Aber als Freund freut man sich natürlich über die grosse Chance, welche derjenige nun erhält. Ich glaube, jeder Fussballer träumt manchmal ein bisschen von einer grösseren Liga. Umso schöner, wenn es für einen Mitspieler dann klappt.
Fabian Rieder: Auch das unterschreibe ich. David kannte viele Spieler noch ein wenig länger als ich, nichtsdes­totrotz sind es nebst tollen Fussballern auch tolle Menschen, welche man schätzt und mag und einem fehlen werden. Dennoch haben wir nach wie vor ein gutes Team und Abgänge können auch  neue Chancen und Lücken für andere Spieler bedeuten. Wir haben noch immer Qualität. Wir wissen beide, wie stark unser Team ist.

«D’REGION»: Wenn Mitspieler den Sprung in eine grosse Liga wagen, was macht das mit einem selbst bezüglich den eigenen Träumen?
David von Ballmoos: Träume träumt man in der Nacht (lacht). Man soll natürlich träumen. Auch ich habe Träume, aber ich bin jetzt schon ein Weilchen im Profi-Business dabei, so relativieren sich viele Dinge. Fabian darf und soll natürlich noch ganz gross träumen. Auch ich träume von einem Sprung ins Ausland, doch ich weiss auch genau, was ich hier bei YB habe, was für tolle Menschen um mich herum sind. Ich weiss meine Situation bei YB und in Bern zu schätzen. Für mich ist das Ganze so oder so eine Win-win-Situation.
Fabian Rieder: Ich träume natürlich auch von einer grossen Liga wie beispielsweise der deutschen Bundesliga. Doch mein Fokus liegt voll bei YB. Ich bin nicht der Typ, welcher sich grosse Gedanken über die Zukunft macht oder sich fragt, was in einem oder zwei Jahren sein könnte. Klar liest man Diverses in der Zeitung, aber ich bleibe da ruhig und gelassen, nehme es, wie es kommt – die Zeit wird zeigen, was passiert.

«D’REGION»: Ihr spielt beide beim Serienmeister, erlebt unglaubliche erfolgreiche Momente wie den Gewinn der Meisterschaft oder den Einzug in die Gruppenphase der Champions League. Wie könnt ihr abschalten von dem ganzen Rummel?
Fabian Rieder: Ich glaube wir sind beide eher bescheidene Typen, welche bei Erfolg nicht mit geschwellter Brust durch die Gegend laufen. Wir verfügen beide über ein gutes Umfeld. Ich habe eine Freundin, David ist mittlerweile verlobt. In der Zeit, welche man mit Familie und engen Freunden verbringt, lässt sich ein guter Ausgleich finden.
David von Ballmoos: Diesmal unterschreibe ich (lacht)!

«D’REGION»: Was war denn bisher das jeweilige Karriere-Highlight?
David von Ballmoos: Das erste Mal Champions League spielen war unglaublich. Zum ersten Mal nach 32 Jahren Pause mit YB die Meisterschaft gewinnen können, das war eine Riesensache. Danach wieder Meister werden, das Double aus Meisterschaft und Cup holen, den vierten Meistertitel gewinnen, Aufgebote in die Nationalmannschaft erhalten. Ich durfte so viele schöne Dinge erfahren. Gerade der Meistertitel nach 32 Jahren war so emotional und ist kaum in Worte zu fassen. All diese Erfolge mit dem Team zu erleben macht es dann noch schöner. Ich durfte unglaublich viele schöne Erfolge und Momente feiern, für die ich sehr dankbar bin und die mich stolz machen.
Fabian Rieder: Ich kann es ein wenig kürzer halten, da ich noch nicht so viele Erfolge wie David feiern konnte, aber versuche natürlich, diese anzustreben … (lacht).
David von Ballmoos (lacht und unterbricht Fabian): … na komm schon, was ist denn mit der «Chischte» im Spiel gegen Manchester United?
Fabian Rieder (lacht ebenfalls): Ist ja gut. Die schönsten Momente waren der erste Meistertiel und, ja, das Spiel gegen Manchester United im Old Trafford Stadion.

«D’REGION»: Ihr wart beide selbst Junioren beim Koppiger SV und seid Vorbilder und Idole für viele Kinder in der Region. Wer waren eure Idole?
Fabian Rieder: Für mich war es zum einen Thiago Alcantara und zum anderen Toni Kroos. Kroos spielte stets perfekte Pässe, Thiago ist ein Magier am Ball, unglaublich was er mit diesem anstellen kann.
David von Ballmoos: Bei mir war zu Juniorenzeiten Oliver Kahn das grosse Idol – den kennen die heutigen Kids wohl gar nicht mehr (lacht). Später waren es Petr Cech, momentan Marc-André Ter-Stegen oder David De Gea. Und als ich ab und zu mit der Nationalmannschaft mittrainieren durfte, konnte ich mit Yann Sommer zusammen trainieren, welchen ich auch bewundere, da er das Goaliespiel auf einen nächsten Level gehievt hat.

«D’REGION»: Was gebt ihr diesen Stars von morgen für einen Ratschlag?
David von Ballmoos: Verfolge deine Träume, lass dir diese nicht kaputt machen. Klappt es nicht mit dem Profisein und spielst du nicht bei Bayern München oder Chelsea, solltest du jedoch nicht zu enttäuscht sein. Der Fussball gibt einem generell sehr viel mit und man wird mit Sicherheit etwas anderes finden, das einen erfüllt und Freude bereitet.
Fabian Rieder: Das Wichtigste ist, Spass am Fussball zu haben. Man sollte die Zeit auf dem Fussballfeld geniessen können. Trainings, Spiele, ja Fussball an sich sollten nie ein Müssen, sondern ein Wollen sein.

Wir sagen Danke für das Gespräch und Hopp YB!

Joel Sollberger


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